4 von 5
schraubenzieher
Top 50 Rezensent
10. Juli 2020
Trennungsalbum (Schauspielerin Carrie Snodgress)
Viel mediales Tamtam um ein sog. "vergessenes" Album aus den 70ern. Die Wahrheit: Neil Young waren die Inhalte der Texte zu intim (Verarbeitung der Trennung von seiner Lebensgefährtin Carrie Snodgress), deshalb hat er es nicht veröffentlicht. Auch dies gehört zur künstlerischen Freiheit. Nachdem Neil Young in den letzten Jahren musikalisch nichts wirklich berauschendes mehr gelang (Neil Young Jünger werden dies naturgemäß anders sehen) bot sich die Veröffentlichung von "Homegrown" an. Nach "Songs For Judy", "Roxy - Tonight's The Night Live" (wann gibt es endlich dieses essentielle Werk in der Studioversion in einer klanglich befriedigenden Form?), "Hitchhiker", "Bluenote Cafe" etc. nun das mit Musikern von "The Band" aufgenommene "Homegrown". Nicht alle Titel sind neu: "Little Wing" von "Hawks And Doves", "White Line" von "Ragged Glory" und "Star Of Bethlehem" von "American Stars 'N Bars" kennt man schon. Und "Love Is A Rose" ist nichts anderes als "Dance, Dance, Dance" vom Debut Album von "Crazy Horse" (hiermit allen Musikliebhabern wärmstens empfohlen).
Fazit:
Bis auf die beiden Totalausfälle "Florida" und "We Don't Smoke It No more" ein wunderschönes Neil Young Album wie es im Buche steht. Ganz in der Tradition von "Harvest". Und die Titel "Try" und "Star Of Bethlehem" werden durch den wunderschönen Background- bzw. Chorgesang von "Emmylou Harris" veredelt. Wenn das keine Argumente sind sich dieses Album zuzulegen, welche braucht's dann?
Nachtrag 10.07.2020:
Ich habe dieses Album mittlerweile oft gehört.
Sehr positiv finde ich, dass die Songs / Songideen nicht künstlich in die Länge gezogen werden. Dies ist sehr angenehm und beugt Ermüdungserscheinungen durch zu viele Wiederholungen von Songteilen vor.
In der Anfangszeit des Rock'n'Roll waren viele Songs auch nicht länger als 2:00 bis 2:30 Minuten, oft sogar unter 2:00 Minuten.
Negativ ist die relativ hohe Ausfallquote bei nur 35 Minuten Spielzeit. Schon beim ersten Hören fielen "Florida" als Filler und nach mehrmaligem Hören "We Don't Smoke It No more" als musikalisch uninspiriertes Nichts unangenehm auf.
Was bleibt?
Gesamtlaufzeit von ca. 35 Minuten abzüglich der zwei Totalausfälle "Florida" und "We Don't Smoke It No more", da bleibt spielzeitmäßig gesehen nicht mehr viel Gutes übrig.
Und dann noch die vielen Songs, die man als Neil Young Jünger von anderen Alben in dieser oder ähnlicher Form eh schon kennt.
Jetzt mal Klartext:
Eine Maxi CD oder Maxi LP mit den wirklich neuen und sehr guten Songs hätte es auch getan.
Nach meiner anfänglichen euphorischen ***** Sterne Wertung bin ich bei wohlmeinenden **** Sternen angelangt.
*** Sterne für die Musik (wegen zwei übler Totalausfälle)
***** Sterne mindestens für den Klang der SHM CD, voll und gleichzeitig transparent, sehr angenehmer und für ein digitales Medium analoger Klang.
Zur Einordnung:
"Homegrown" ist eine mehr oder weniger gute Ergänzung zu Neil Youngs "offiziellen" Alben.
Und so gut wie auf "Homegrown" hat Neil Young noch nie gesungen.