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Anonym
28. Juni 2017
Resterampe aus dem Kommerz-Zirkus ...
so könnte man es bezeichnen. Ich habe nichts dagegen, das "alte Männer" noch auf Tour gehen und Geld verdienen möchten. Wogegen ich aber mittlerweile etwas habe ist, dass man dann aus der Wiederholung der Wiederholung der Wiederholung zig verschiedene Ausgaben macht, um so noch mehr Profit aus altem Stoff rauszuholen (DVD Version, LP-Version, BluRay Version, CD-Box Version in 2 verschiedene Versionen, LP-Box Version in 2 verschiedene Versionen). A big "Rip-Off".
Hinzu kommt, dass die "Live Atmosphäre" gänzlich fehlt.
Klanglich und Sound-technisch kann man nicht motzen, zumindest nicht bei der CD-Ausgabe.
Die Vinyl-Box sieht erst einmal imposant aus. Nach nähere Betrachtung macht sich aber eine ziemliche Ernüchterung breit, denn die einzelnen Cover und Inlays sind dünn, auf rauer Kartonage ohne jegliche Beilagen oder gar Informationen zur jeweiligen Platte. Haptisch schon mal kein Leckerbissen. Klanglich sind einfach wieder einmal mehr, zu viele Nebengeräusche wie tief tönende Laufgeräusche (können durch Unwucht oder nicht zentrierter Rille entstehen), die sich wie in einer Schleife wiedergegebene Interferenzerscheinungen anhören. Ebenfalls unschön sind die Pressrückstände aus den unsauberen Pressverfahren (Ränder nicht glatt, Klebereste in der Rille etc.) und bei einigen Platten sind die Mittellöcher wieder einmal mehr zu klein geraten.
Wie gesagt, ernüchternd und beschämend was Kraftwerk schon seit Jahren da zelebriert (manchmal ist weniger mehr, hier aber ist es umgekehrt), denn keine Booklets oder sonstige Zugaben (das sollte zumindest bei einem Box Set Standard sein). Ich habe sämtliche 2009 wieder veröffentlichte Vinylausgaben. Man hätte diese als Beispiel heranziehen können, auch klanglich und press-technisch.
Bezüglich der neuen Abmischungen, ganz offensichtlich auf ein jüngeres Publikum abgezielt, klingen mir manche Songs einfach zu Bass lastig. Was ich persönlich unschön finde ist, dass gerade bei "Autobahn" besonders auffällig, der eigentliche "analoge Charme" der alten Aufnahmen 1974 durch die neuen digitalen Sounds, verloren geht. Die Aufnahmen klingen mir zu steril, glatt gebügelt. es darf durchaus bei dem ein oder anderen Song ein "Rauschen" sein, sofern es nicht den eigentlichen Klang zerstört.
Fazit: Für mich gehören Kraftwerk nach wie vor zu den Pionieren der elektronischen Tanzmusik. Nichtsdestotrotz sollten sie ihr musikalisches Vermächtnis an die kommenden Generationen nicht dermaßen glatt polieren und dem Neo-Kapitalismus unterwerfen. Minimalismus in Ehren, aber falscher (Ehr-)Geiz sollte nicht über die Kunst bestimmen, denn die Fans waren ihnen treu geblieben. Da möchte man auch mal ein kleines "Danke schön" erfahren.