5 von 5
Trix
16. Juli 2021
Sob Rock für die Charts
Es gibt zwei Gruppen von John Mayer Fans: (Blues-)Gitarristen und Popmusik-Interessierte. Für erste Gruppe ist John Mayer unzweifelhaft einer der besten Gitarristen, vor allem der jüngeren Garde. Diese Gruppe wird mit "Sob Rock" leider wieder einmal nur ganz am Rande bedient, in den wenigen kurzen gitarristischen Momenten. Auch ich zähle mich zu dieser Gruppe und hätte mir gewünscht, er hätte das Album mit den gleichen Stücken als Blues-Rock-Album eingespielt (das kann man sich nämlich sehr gut vorstellen, wenn man die Musik von dem Ballast der Keys, dem Soft-Bass, dem Hall etc. befreit). Die zweite Gruppe hingegen wird perfekt bedient. Das ist sehr gut gemachte Pop-Musik, diesmal sogar mit Hit-Potenzial (Last train home, New light). Eine zeitgemäße Produktion (deshalb 5 Sterne, was nichts mit audiophilen analogen Aufnahmen gemein hat), die den heutigen Hörer begeistern wird. Selbstironischerweise hat John Mayer das Album auch Sob Rock genannt...
Die in den Medien ausgeschlachtete Behauptung, das sei 80er Jahre Musik á la Toto, Dire Straits, Phil Collins etc. kann ich nicht nachvollziehen. Das Cover sieht in der Tat schwer nach 80er aus, auch klingt das Keyboard im Opener nach Toto (spielt ja auch der Toto-(Tour-)Keyboarder); auch klingt das erste Solo in Wild Blue aufgrund des cleanen Strat-Sounds in Mittelstellung wie Knopfler - das war es aber auch schon. Wie auch immer, es zeigt jedenfalls, dass John Mayer in die Nähe zu nachhaltiger Popmusik gelangt ist und dies - es sei noch einmal wiederholt - perfekt umsetzt. Die Gitarristen müssen weiterhin auf ein zweites Album des JM-Trio oder ein Studio-Album von Dead and Company warten oder sich mit den wenigen Licks zufriedengeben.
Pressqualität ist sehr gut. Wie (fast) immer keine weiche Innenhülle (kostet < 10 Cent). Keine besonderen Vinyl-Candies, daher ist der Preis für eine einzelne LP auch in der heutigen Zeit aberwitziger Vinylkosten etwas zu hoch.