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MathiasPack
Top 25 Rezensent
31. Januar 2022
Der Altmeister hat's noch drauf!
Altmeister Ian Anderson (74), seines Zeichens Jethro Tull Gründer und Mastermind hat's noch voll drauf!
Auch im 55. Jahr der Gründung der ursprünglichen Band und im 23. Jahr nach dem letzten regulären Studioalbum "J-Tull Dot Com" rockt der meinst ernst dreinblickende Brite, mit der ausdruckstarken und markanten Stimme, mit seiner verjüngten Bandmannschaft mächtig drauf los.
"The Zealot Gene" (zu Deutsch: "Das Fanatiker-Gen") gefällt mir ausgesprochen gut und kommt in typisch Tulliger-Stilistik daher; klassisch arrangiert im Prog-Rock-Stil der 70er, musikalisch gewohnt folkloristisch geprägt (mal balladesk, mal rockig), mit Andersons unverkennbarem Minnegesang und einzigartigem Flötenspiel.
Das Ganze wurde neben der ursprünglichen Rockbesetzung mit Bass, Drums und E-Gitarre auch noch mit Akkordeon und Mundharmonika illuster-melodiös instrumentiert - Blackmore’s Night lässt hier manchmal grüssen.
Der Querflöte spielende Bandchef nahm sich eine Reihe von leidenschaftlichen und starken, menschlichen Emotionen vor, wie z.B. Habgier, Liebe, Mitgefühl, Rachsucht, oder Wut und suchte sich darauf passende Text-Passagen aus der Bibel heraus, die diese jeweiligen Emotionen widerspiegeln.
Die dienten ihm dann schlussendlich als Ausgangspunkt für seine eigenen, komplexen Song-Erzählungen die auf "The Zealot Gene" in zwölf Songs und fast 50 Minuten Spielzeit zu finden sind.
Mir gefällt's ausgesprochen gut und meine Anspieltipps sind:
"Barren Beth, Wild Desert John", "Mine is the mountain" und "Where did Saturday go?".
Abschließend sei hier noch eine interessante, kleine Anekdote zum Bandnamen erwähnt, der dem britischen Pionier der Agrarwissenschaft Henry Jethro William Tull entliehen ist:
Ian Anderson, der den Bandnamen selbst nicht mag, sagte im Zuge eines Interviews zur aktuellen Veröffentlichung: "Er ist ein Stück englische Geschichte und ich fühle mich nicht wohl damit, diesen Namen zu nehmen und kommerziell zu nutzen. Ich finde es peinlich, aber ich muss eben akzeptieren, dass das seit 1968 so ist, als uns unser Agent den Namen Jethro Tull gab und ich zu blöd war nachzuschauen - denn es gab ja noch kein Google."