Veränderungen
Vinyl Vinyl Vinyl !!!
Es gibt, neben dem Offensichtlichen, dem neuen Klang, ein paar Veränderungen.
'The Hare', jenes Geschöpf welches die Brille verlor, z.B., dessen Geschichte ist hier nicht mehr zweigeteilt wie auf dem Original.
Es schien schon immer eine etwas seltsame Idee, dass ein kleiner Teil von 'Hare' die erste Seite beschließt und das Geschehen auf der zweiten Seite fortgesetzt wird. Das ergab schon immer diesen seltsamen Bruch und machte nicht so wirklich Sinn, außer dass es die Musik auf beiden Seiten gefühlt irgendwie mehr fragmentarisierte anstatt sie zusammenzufügen.
Mit Steven Wilson wird die erste Seite, ohne 'Hare', thematisch geschlossen beendet, was der Musik einen deutlich besseren Flow ermöglicht.
'The Hare Who Lost His Spectacles' eröffnet die zweite Seite; die komplette kleine Story, und ist damit ein, erstmals ganzes, nett hörbares Kabinettstückchen. Es wird schnell von einem der schönsten und bewegendsten Querflötensolos im gesamten Albumkatalog der Band fortgetragen.
Eine weitere Änderung betrifft die Saxofon-Sounds. Einvernehmlich hat Wilson ein paar Sax Parts 'rausgenommen. Anderson hat sich im Nachhinein nicht sehr zufrieden mit der Idee gezeigt, damals auch Saxofon zu spielen und für 'A Passion Play' aufzunehmen.
Ich hab' leider nicht alle Passagen auf dem Schirm, mir fiel verschiedentlich auf, dass da etwas fehlte.
Eine weitere Veränderung die ich ansprechen möchte, ist das Wiedereinfügen eines für das Original Album 'rausgeschnittenen Parts.
Ein paar zusätzliche Momente, zu hören auf Seite 2 in 'The Foot Of Our Stairs'. Es gehört allerdings eine gute Portion Vertrautheit dazu, dieses auf Anhieb herauszuhören.
Die Kenner, die Liebhaber dieses Albums, die den musikalischen Ablauf wirklich verinnerlicht haben, sie werden den Unterschied hören können. Alle anderen Interessierten müssen sich da heranhören.
Die letzte Änderung die ich ansprechen möchte ist das Erscheinungsbild. 'A Passion Play' als Konzeptwerk mit einer Länge von lockeren 40 plus Minuten ist im Original jeweils eine 'spurlose' ganze Seite. Zu hören als Ganzes.
Mit dem Steven Wilson Mix gibt es jetzt Pausenrillen die die einzelnen Parts und Szenerien markieren und damit auch optisch erkennen lassen, wo genau im Geschehen wir uns gerade befinden.
Stört mich nicht wirklich, ist ok, und für das Hören möglicherweise ganz praktisch und bringt mich zu folgendem Gedanken:
Ich bin der klassische Albumhörer, der Albumseiten hört. Nicht oft höre ich ein Album komplett, aber niemals picke ich einzelne Stücke heraus.
Ist regelrecht verpönt, sich auf einer Plattenseite einzelne Stücke oder einzelne Stellen 'rauszusuchen. Da könnte ich ja gleich Radio hören, oder Singles...(ich höre niemals Radio, erst recht nicht Rock/Pop Radio).
Praktisch höre ich nur ab und zu ganze Alben, dann wenn eine Albumseite wirklich gut und inspirierend ist und nach mehr verlangt.
DAS MASS ALLER DINGE IST DIE PLATTENSEITE.
Die 'magischen (ca.) 20 Minuten'.
Die optimale Länge um Musik mit größter Lust, konzentriert und analytisch zu hören.
Und es gibt so etwas Wunderbares wie 'Goldene Plattenseiten'. Albumseiten die einfach perfekt sind, von der ersten bis zur letzten Sekunde.
No Radio. No Singles. No CD. No mp3, no Tapes, no AudioBluRay, no AudioDVD, no Flac, no Wav etc & umtata...
Wäre noch zu erwähnen dass die originalen Auflagen des Albums einen kleinen Flyer, ein kleines Traktat, zur Aufführung des Theaterstücks 'A Passion Play', beigelegt bekamen. Ein Item auf das ich, sobald ich es als spätgeborener Sucher und Sammler gefunden hatte, super superstolz war.
Unzweifelhaft ein Erzeugnis britischen Humors, der das Albumkonzept und das Albumerlebnis um eine (satirische) Dimension erweitert!
Der Neuauflage ist ein großformatiges Booklet beigelegt, mit dem Cover, allen Fotos und Infos des Originaltraktats, plus jede Menge mehr Fotos und Liner Notes und Interviewzeilen zum Album und zum Remake des Albums. Imposant.
Trotzdem ist es sehr cool, das kleine Originaltraktat sein Eigentum zu nennen!
Ich empfehle insgesamt, schon aufgrund der doch enormen Unterschiede der Editionen, sich unbedingt auch eine der originalen Pressungen in bestem Zustand zuzulegen und anzuhören. Das hat schon ein eigenes Flair, hat, selbstredend, natürlich auch einen brillanten Klang und bietet sein eigenes originales Hörerlebnis.
Cheerio.