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Nicker
02. Mai 2017
Songs als Therapie
Für Imelda May gab es viel zu verarbeiten. Vor fünf Jahren die Geburt ihres ersten Kindes, drei Jahre später die Trennung von ihrem Mann, dann ertrank ein ihr sehr nahestehender Cousin in Neuseeland. Kein Wunder, dass die neuen Songs aus eigener Feder sehr persönlich und ehrlich erscheinen. Glücklicherweise stehen aber nicht Trauer und Klage im Vordergrund, sondern eher ein befreiender, selbstbewusster Neuanfang. Zum Stilwandel gehört nicht nur die radikale und sehr gelungene Veränderung ihres Äusseren. In einem Interview äusserte sie, sie sei sich zunehmend "verkleidet" vorgekommen. Auch die musikalische Beschränkung auf das Rockabilly-Genre hat sie überwunden, so dass ein sehr abwechslungsreiches Album entstanden ist, das u.a. Elemente von Soul, Blues, Rock und Gospel enthält. T-Bone Burnett hat das Album in sieben Tagen und sehr einfühlsam produziert. Im Gegensatz zu vielen gefeierten jungen Sängerinnen ist Imeldas Stimme nicht nur ausdrucksstark, sondern auch sehr variationsreich. Prominente Gäste wie Jeff Beck und Jools Holland reihen sich zurückhaltend in die Reihe der kompetenten Mitmusiker ein. Wenn man sich davon überzeugen will, wie authentisch Imelda May ihre Songs präsentiert, würde ich empfehlen, sich das YouTube-Video des Songs "Black Tears" bei ihrem Auftritt in Jools Hollands Silvester-Sendung der BBC anzuschauen.