4 von 5
Anonym
19. März 2016
Iggy rockt wieder
Vorweg, Iggy rockt 'n rollt tatsächlich wieder, will heißen, er parodiert sich dieses Mal nicht selbst, wie er das leider in den letzten Jahren (mit den Pseudo-Stooges) zu häufig getan hat. Dieses ganze Affentheater und dieser Hype um die Reunion der "Stooges" habe ich nicht verstehen können. Schon gar nicht, wenn man sich die dazugehörenden erschienen Platten anhört - ohne Substanz, einfach nur Popanz und Selbstdarstellung. Und für die "Ewig-Gestrigen" war es eine Reise in die "gute alten Zeit" mit glückseligen Altersschunkelei. Aber nun zur Platte. Man merkt dem Album die Federführung von Josh Homme an - und das meine ich im postiven Sinne. Geradliniger Rock & Roll, ohne viel Geschnörkel und ewigen Saitengefummel. Der Song Gardenia hat sogar "Hit-Charakter". Iggy setzt sich textlich doch auch (ähnlich wie Bowie, nur nicht so deutlich und eindringlich) mit dem Tod - seinem Tod? - auseinander. Verständlich, gehört er ja nicht mehr zu den "Jungen Wilden", die den Rest seiner Begleitband ausmachen (Dean Fertita & Matt Helders). Der Sound der neuen neun Songs ist sehr modern, hebt sich aber doch deutlich von dem heutigen Einheitsbrei im Rockgenre ab. Nicht zuletzt ist es die sonore eindringliche Stimme Iggy's, die den Songs das Unverwechselbare gibt. Und stimmlich hat sich Iggy tatsächlich mal wieder viel Mühe gegeben ohne aber irgendwie verkrampft zu klingen. Ich glaube, es hat ihm sehr viel Spass bereitet, wieder einmal mit anderen und deutlich besseren Musikern im Studio, Aufnahmen machen zu können. Dieser Spass kommt auch rüber.
Nun noch zu etwas sehr Ärgerlichem: Leider ist es ja so, dass die heutige Musikbranche die Kunden gerne abzockt und dabei nur selten Qualität bietet. Ich meine damit wieder einmal das "Vinyl". Vor ca. einem Monat habe ich mir extra (als Vinylomane seit den 70ern) die limitierte Ausgabe bestellt. Beim Auspacken sind mir gleich die Fingerabdrücke auf dem Cover aufgefallen, obwohl die Platte ja verschweißt war. Das gehört sich nicht, wer Fettgriffel hat, soll Handschuhe anziehen, vor allem in der Produktion sollte das eigentlich selbstverständlich sein. Dann habe ich versucht das Vinyl dem Cover zu entnehmen. Das war schon verdammt schwer, weil das Cover, nicht wie üblich an den Rändern geklebt ist, sondern am Stück ausgestanzt zu sein scheint. Ist weniger aufwendig in der Produktion, für das Verpacken aber offensichtlich nicht, denn das Innersleeve war ziemlich verknickt und wellig. Man kann die Platte kaum in das Cover wieder einführen, nur mit viel Geschick und ständigen "Vor und zurück-Geschiebe". Ärgerlich und unsinnig zugleich. Da es sich bei der limiterten Ausgabe um ein Gatefold Cover handelt, hat man meist ja auch zwei Einschubmöglichlketen. In diesem befindet sich das gut aufgemachte Booklet. Auch das kam geknickt und wellig zum Vorschein. Bei einem Preis von satten 32 Euronen (64 DM !!!) für einen einzigen Tonträger, ist das einfach nur eine Unverschämtheit. Zurücksenden bringt nichts, da diese Ausgabe bereits vergriffen ist. Als Sammler und Musikfreak habe ich mich schon häufig über die vielen Unzulänglichkeiten der Musikindustrie beschwert - auch bei den Plattenfirmen selbst. Ohne jedoch jemals eine Antwort zu erhalten. Vermutlich haben sie sich das von der Politik abgeschaut - oder umgekehrt?!?!