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schriibli
Top 100 Rezensent
24. August 2013
remastered? remurkst!
tja, man darf sich einfach nicht mehr sicher sein, dass wo heutzutage rhino draufsteht, auch tatsächlich rhino drin ist - jedenfalls was die qualität betrifft, für die rhino einstmals stand. nun hat man als alter fleetwood-mac-fan ungelogen jahrzehntelang darauf warten müssen, dass das letzte album der band mit peter green endlich einmal das längst überfällige remastering erfährt . . . und jetzt das!
ich fang’ von vorne an: der bislang erhältlichen überspielung lagen deutlich hörbar nicht die mastertapes zugrunde. und falls doch, dann müssen sie in einem traurigen zustand gewesen sein: die ganze cd war von vorne bis hinten von einem überdimensionalen rauschen durchzogen, da ploppte und knackte es immer wieder mal, und die zahlreichen dropouts erinnerten mich stark an meine alten spulentonbänder, die in ihrem regal vor sich hin zerbröseln. man munkelte immer wieder, die mastertapes seien verschollen, von den originalen multitracks ganz zu schweigen. dann machten zu beginn dieses jahres die ersten gerüchte die runde: rhino plane remasterte und mit bonus-tracks angereicherte ausgaben von mac’s frühen reprise-alben, und man starte mit “then play on“ wohl eine art testballon. fänden sich genügend käufer (im klartext: bei entsprechender rendite) würde die reihe fortgesetzt, andernfalls würde man das projekt fallen lassen. Ob dem tatsächlich so ist, entzieht sich meiner kenntnis - abwarten.
in mac-insiderkreisen schossen derweil die spekulationen wild in’s kraut. würde man sich wieder am ursprünglichen uk-tracklisting der lp orientieren? gäbe es “oh well“, welches bislang nur in mono erschienen war, womöglich erstmals in stereo? bliebe man bei der aufteilung des stückes in pt.1 & 2 (wie bei der single), bei der kruden aneinanderreihung der beiden teile (wie bei der alten cd, wobei sich etwa eine minute wiederholt), oder würden wir die nummer als korrekt zusammengeführtes ganzes präsentiert bekommen? welche bonus-tracks, unveröffentlichtes aus den kellern gar? wie grandios könnte eine sorgsam bearbeitete neu-edition wohl klingen? fragen über fragen.
die zeit des wartens hat ein ende - viele fragen bleiben indes offen. was chris bellman (seines zeichens engineer bei grundman mastering) hier überhaupt getrieben hat, beispielsweise. der direktvergleich offenbart, dass nicht nur das nach wie vor unverminderte grundrauschen wie auch die bereits erwähnten plopps und knackser geblieben sind, die dropouts hat der herr bellman ebenfalls nicht eliminiert. auch der sound hat leider keine brillianz hinzugewonnen. nur an der dynamik scheint der mann wirklich hart gearbeitet zu haben: die ist dem (schon recht leisen) vorgänger gegenüber nämlich um satte 2 db GESENKT worden (jawohl – richtig gelesen)! ist IRGENDJEMAND da draußen in der großen weiten welt, der mir derlei wirklich zu VERSTEHEN helfen kann? ich vermute einfach mal folgendes: da in den beigelegten worten des booklets nirgends der begriff mastertapes auftaucht, drängt sich der verdacht auf, dass auch für diese reissue keine solchen zur verfügung standen (ein paar abgebildete tonbandspulen beweisen überhaupt nichts). dessen ungeachtet hätte man mit der heutzutage verfügbaren state-of-the-art-studiotechnik und etwas gutem willen auch aus diesem minderwertigen ausgangsmaterial mehr ’rausholen können.
was gibt’s noch: okay, das original-tracklisting der uk-lp ist wieder vollständig, “oh well“ hat man in den bekannten 2 teilen der single (und in mono!) nebst “green manalishi“ und “world in harmony“ als bonus-tracks zugegeben. das booklet bietet zwar eine recht interessante abhandlung über die entstehungsgeschichte des albums, außer einigen abgebildeten singles jedoch kein erhofftes bildmaterial von der band.
und so kann und will ich unter diesen umständen meine enttäuschung über diese so lange ersehnte cd-neuauflage nicht verhehlen. soll man sie kaufen? nicht unbedingt. sollten cds in heutiger zeit noch so klingen? keinesfalls!