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Hörrohr
15. Oktober 2018
Frischzellenkur - zwar gemäßigt, aber endlich
Hey hey hey ... sie haben ihr eigenes Rad nicht neu erfunden (wer hätte das auch ernsthaft erhofft?), aber sie waren endlich, endlich mal wieder in der Waschanlage. Und teilweise haben sie sogar den Schleudergang angemacht. Der Sound der neuen EoC-Scheibe geht weg vom wohlig-gemütlich-anheimelnd-runden Schmusekurs der letzten drei Alben, das Klangbild ist (wieder) offener geworden, knalliger, stellenweise sogar krachiger (na ja, gemessen an ihren Maßstäben eben), die akustische Bühne ist mehr in die Breite und vor allem mehr in die Tiefe gestaffelt. Und da tut sich durchaus so einiges: mal ein Trompetensolo, mal ein Saxofonsolo, mal ein Geigensolo, mal ein bisschen Glockenspiel, Regener mit hellstimmigem Chor im Refrain, Regener sogar im unisono geführten Gesang. Man lasse sich nicht täuschen: die ersten beiden Titel klingen noch schwer, als solle alles so weitergehen wie zuletzt. Doch dann kommt "Ein Brot und eine Tüte", und das ist (auch textlich) ein echter Knaller (hat da einer was von Hymne gesagt?). Ansonsten: Musikalisch geht es quer durchs EoC-Universum, und zwar weit mehr als auf den jüngsten Scheiben, natürlich Schmusiges und Folkigeres, aber auch Polka und knarzige Wüsten- und Western-Anmutungen. In den Texten (ja, guter alter Regener eben, mehr braucht man da eigentlich nicht zu sagen) ungewohnt viele örtliche konkrete Orts-Bezüge (Berlin), und dazwischen und darüber und darunter vor allem die Gitarre von Jakob Ilja, der Rückkopplungen und Fuzz wiederentdeckt hat und einmal sogar einen 60's-Drogen-Psychedelic-Sound raushaut, dass man es erst kaum glauben will. Man kann von dieser Platte natürlich keine neuen Wunderdinge erwarten. Aber hört man genau hin, wird man an vielen kleinen und größeren Details hören und entdecken, dass sie und warum sie als Ganzes gesehen viel mehr Spaß macht als der vergleichsweise Einheitsbrei ihrer Vorgänger. Da kann man doch nach all den Jahren wirklich nicht meckern.