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Anonym
03. Dezember 2019
Ein Album als Gesamtkunstwerk
Das, was Coldplay hier abgeliefert haben, ist noch nicht ganz das, was man gemeinhin "Konzeptalbum" nennt, aber es geht in die Richtung. Die Songs teilen eine für Coldplay ungewöhnlich politische Grundausrichtung, die sich sogar durch die gefühlvollen Balladen zieht. Viele der Songs werden durch Sound-/Geräuschschnipsel verbunden und weite Teile des Albums gehen nahtlos ineinander über. Das soll womöglich darüber hinwegtäuschen, dass einige Songs kaum zwei Minuten lang sind, und, ja, vielleicht soll so auch ein wenig Zeitschinderei betrieben werden.
Das positivste, was man über dieses Album sagen kann, ist, dass durch die o.g. Charakteritika es den Charakter eines Gesamtkunstwerks vermittelt. Das negativste, was man über dieses Album sagen kann, ist, dass es leider keine Highlights enthält. Waren echte "Leuchtturm"-Songs schon auf den beiden Vorgängern eher Mangelware, so hat sich dieser Zustand auf "Everday Life" leider eher noch konsolidiert.
So ein Album kann eine Band mal machen, und es gibt zahlreiche große Bands, die durch eine solche Phase gegangen sind. Doch wenn es nach mir geht, könnte diese Phase bei Coldplay nun gerne auch mal wieder zu Ende sein. Der generell überproduzierte Eindruck des Albums legt nahe, dass man dieser Band vielleicht raten sollte, sich nicht zu sehr auf technische Perfektion im Mastering zu verlassen. Sieht man sich die ellenlange Liste der Gastmusiker durch, die neben eigentlichen Gastsänger/innen für Duette auch ein Orchester und Chöre umfasst, ist man doch überrascht, ob dieser gigantische Aufwand für die verhältnismäßig geringe musikalische Substanz, die auf diesem Album zu finden ist, tatsächlich nötig war. Man möchte gar nicht wissen, wie viel Zeit und Energie in diesen Aufwand geflossen ist. Zeit, die man vielleicht besser mit der Komposition besserer und besser durchdachter Songs verbracht hätte.