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soundsurfer
17. Oktober 2018
Mamma mia!
Hm, spannende Frage: Cher interpretiert ABBA – kann das gut gehen?
Nun, die Antwort kennt man schon nach wenigen Sekunden dieses Albums, nämlich dann, wenn die guttural-dunkle, viel zu unflexible Stimme der Protagonistin in das Kirmesdisco-aufgepeppte Billigarrangement von „Dancing Queen“ hineingrätscht. Nein, das geht nicht gut. Ganz und gar nicht.
Es ist ja grundsätzlich nicht so, dass man ABBA nicht mit Pep covern kann. Erasure haben sich dereinst mit ihren Synthie-Pop Versionen auf „ABBAesque“ durchaus ehrenvoll aus der Affäre gezogen (und man vergleiche da einmal, wie souverän Andy Bell die vokale Herausforderung gemeistert hat) und die Verschmelzung von Hardrock- und Metal-Klassikern wie „Enter Sandman“ mit ABBA-Hits, welche die Band „Black Sweden“ ehedem vollzog, hatte so viel Witz und Chuzpe, weil man danach plötzlich wusste, wie Bon Jovi ihre Songs zusammen zimmern.
Aber wenn Cher in einem Interview schon zugibt, dass sie erstaunt war, wie schwierig diese Songs eigentlich zu singen sind, dann sagt das im Prinzip schon alles über ihren Zugang zu dieser Musik aus.
Und wir wissen dadurch, dass grenzenlose Naivität nicht zwingend ein Vorrecht der Jugend ist.
Wenn man schon relativ stark an die Originalversionen angelehnte Arrangements verwendet (natürlich ohne auch nur einmal ansatzweise deren produktionstechnische Brillianz zu erreichen), dann ist die Fallhöhe zwischen den meisterhaften mehrstimmigen Gesangsparts der Damen Fältskog&Lyngstadt und dem hier dargebotenen Autotune-Gesumse natürlich eklatant hoch.
Und entsprechend schmerzhaft ist dann auch der Absturz.
OK, einen Lichtblick hätte es fast gegeben: das tatsächlich komplett umarrangierte „One of us“ (ohne das Rhythmus-Gerüst der Originals). Wäre eigentlich eine schöne, fast bewegende Version.
Müsste man halt nur noch die richtige Stimme dazu finden…
So bleibt am Ende ein Album für eine Welt, in der man die „Mamma mia“-Filme für großes Kino hält.
Erstaunlich, dass die Herren Andersson und Ulväus zu so etwas ihren Segen geben.
Pecunia non olet.