3 von 5
linusvanpelt
11. November 2021
Der Vollständigkeit halber
Die Bootleg-Serie wird zu Recht hoch gelobt. Das bedeutet aber nicht, dass nun auch alles Veröffentlichte eine Bereicherung ist. Ich denke da an Volume 9 (die Widmark Tapes), die eigentlich nur beinharte Dylan-Fans glücklich macht, und das womöglich auch nur aus sammlerleidenschaftlichen Vollständigkeitsgründen.
Nur der Vollständigkeit wegen aber wollen sich viele Dylanbegeisterte nicht jedes Album zulegen. Denen kann die neue Box nicht ans Herz gelegt werden.
CD1 bietet auf ca. 50 Minuten wenig Interessantes an alternativen Takes.
Die Session mit Johnny Cash nun wird im Booklet richtig als Versuch zweier herausragender Musiker bezeichnet, ob und wieweit sie miteinander spielen können. Und das Ergebnis überzeugt nicht.
Dylans Versuche, begleitend zweite Stimme zu singen, kommen recht fiepsig daher. Er findet hörbar kein rechtes Einvernehmen mit Cash, der die Session deutlich dominiert, obwohl er sich gar nicht in den Vordergrund spielt. Er macht nur sein Ding und Dylan hängt irgendwie hintendran.
Schon "Girl from the North Country", der Eingangstitel des Albums "Nashville Skyline" und bis dato einzige veröffentlichte Titel dieser Session, klang damals strange - und das war noch der bestgelungene Titel (neben "Wanted Man"). Einzig die drei Mitschnitte aus der Johnny Cash TV-Show ragen heraus; von denen Cash jedoch nur bei einem mitspielt.
Die Einspielungen mit Cash, solange sie noch Legende waren, regte die Fantasie zahlreicher Dylan-Fans an. Und so werden auch viele diese Box kaufen wollen - und sie, einmal gekauft, auch behalten. Der Vollständigkeit halber.