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pälzer
Top 25 Rezensent
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Alter:
55 bis 65
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Geschlecht:
Männlich:
06. Juni 2012
Bekannte Songs mal ganz anders..
Shelby Lynne befindet sich seit Jahren auf einem kreativen Höhenflug. Ein Highlight nach dem andern. Diese Songkollektion mit Titeln von Mann/Weill, Bacharach/David, Tony Joe White oder Randy Newman ist ein absoluter Höhepunkt in ihrer Karriere. Sie nimmt sich diese doch z. T. sehr bekannten Songvorlagen und macht sie auf ihre eigene, unspektakuläre Weise zu ihren eigenen: sparsame Bandbegleitung, eher jazzig, bißchen latin-beeinflußt hier, ein wenig Blues oder New Orleans da und die Songs funktionieren. Vor allem die Bacharach-Vorlagen sind ja eher als oppulent orchestrierte Pop-Songs bekannt - hier werden sie auf ihr melodisches Gerüst zurück genommen und entfalten eine ganz neue Wirkung. Shelby singt sehr emotional, aber auch sehr zurückhaltend, manchmal sogar resignativ, beiläufig - und wirkt dadurch umso mehr durch ihre warme Stimme. Ganz großartig gelingt ihr z. B. "You don't have to say you love me" oder "Willie and Laura Mae Jones". Das sehr bekannte "Breakfast in bed" wird von der schwülen Sinnlichkeit befreit und gerät zu einer sehr coolen Aufforderung mit einem Schuß Trauer. Und als vorletzten Song gibt es einen von ihr selbst - und der reiht sich hier nahtlos in die Perlen des "American Songbook" ein. Shelby Lynne verzaubert hier wieder mit einer sehr persönlichen Platte - eine ganz große Künstlerin. Die LP selbst ist makellos gepreßt, der Sound sehr direkt und warm - Miß Lynne mit Begleitung im Wohnzimmer. Toll!