4 von 5
Anonym
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Alter:
45 bis 54
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Geschlecht:
Männlich:
26. Oktober 2010
Mainstream - und das ist auch gut so :-)
1994 brachten Pink Floyd mit „The Division Bell“ ihr letztes Studio-Album heraus und leider sieht es nicht so aus, als ob sich dies noch einmal ändern würde. Vielfach kritisiert, fußen die Vorbehalte gegenüber diesem Album meiner Meinung nach eigentlich nicht auf dessen musikalischer Qualität, sondern auf der Tatsache, dass es von vielen durch die leidig-nervende „Waters-ist-nicht-mehr-dabei“-Brille gesehen wird und daher von vornherein nicht vorurteilsfrei bewertet wird. „The Division Bell“ zeigt jedoch keine besonderen Schwächen. Im Gegenteil verleihen die Synthesizer, Gilmours prägnante Gitarre und seine charakteristische Stimme den Stücken eine warme, entspannende und stellenweise melancholische Atmosphäre. Natürlich waren Alben wie Dark Side Of The Moon (mein persönlicher Floyd-Favorit) oder Wish You Were Here und Animals progressiver. Und natürlich ist dieses Album auf den Massengeschmack zugeschnitten, Mainstream eben. Aber, liebe Kritiker, verdammt guter Mainstream! Selbst Take It Back, welches als Erkennungsmelodie eines VW-Werbespots missbraucht wurde, reiht sich nahtlos ein in ein starkes Album. Einzelne Favoriten zu nennen fällt mir persönlich schwer, da dies wiederum die anderen Stücke als mittelmäßig stigmatisieren würde. Jedes Stück ist wunderbar. Wright sorgt für berückende, berauschende Klangteppiche, Gilmour glänzt an der Gitarre, vor allem während seiner Soli und über allem schwebt dessen warme Stimme, derer wir, einer meiner Vorrezensenten erwähnte es bereits, auf vergangenen Alben viel zu selten lauschen durften. Der Höhepunkt ist aber das Lap-Steel-Solo am Ende von High Hopes, das mit zum besten zählt, was Gilmour je für Pink Floyd geschrieben hat. Es wäre auch Quatsch gewesen, krampfhaft progressiv zu sein oder sich gar wieder zu den psychedelischen Wurzeln des ersten Albums zurückzubegeben und, um einen vielgenannten Kritikpunkt an diesem Album aufzugreifen, sich damit wirklich in die Gefahr zu begeben, sich selbst zu kopieren,. Und auch wenn die thematische und textliche Schärfe früherer Tage mit Waters verlorenging, die wunderbaren psychedelischen Charakteristika von früher fehlen, so meine ich dennoch, dass The Division Bell sicher nicht das beste, aber auf jeden Fall das schönste Werk der Floyd darstellt.