4 von 5
Norbert Goritzka
12. September 2018
Fröhlicher elektronischer Eklektizismus
Im Gegensatz zum Nachfolgealbum "Crises" ist in "Five Miles Out" noch die Begeisterung des Künstlers herauszuhören. Hier scheint die schöpferische Inspiration noch intakt und äußert sich in fröhlichem elektronischen Eklektizismus, mit einer Verspieltheit wie am ersten Tag der Tubular-Bells-Ära. Das ganze wird von Schlagzeug und kräftigen Gitarrenriffs zusätzlich befeuert. Insbesondere das knapp halbstündige "Taurus II" und das Titelstück enthalten viele deftige Hardrock-Anteile. Dabei werden die intensiven Passagen durch Maggie Reillys Glockenstimmchen angenehm aufgelockert. Ungerade Rhythmus-Metren verleihen der Musik zusätzliche Würze.
Insgesamt ist "Five Miles Out" ein gelungenes Werk mit nur wenigen künstlerischen Mängeln. Allerdings arbeitet Oldfield seit der Dämmerung des Digitalzeitalters oft mit großen Lautstärkenunterschieden. Man hört Crescendi wie sie sonst nur in der klassischen und der Orchestermusik üblich sind. Für meine Hörgewohnheiten übertreibt er es mit dieser Art von Dynamik etwas.
Auch ein Minuspunkt und im Album der Ausreißer nach unten ist "Family Man". Offenbar als (Alibi-)Rocker gedacht, verpulvert das Lied seine Wirkung durch unpassende Samples und Klangeffekte, die wie aus den anderen Stücken importiert wirken.
Der Titeltrack dagegen überzeugt mit seinem ruppigen Stil. Man wird irgendwie kräftig durchgeschüttelt, so wie es auf der turbulenten Flugreise gewesen sein muss, die Oldfield im Stück beschreibt und die bei der Namensgebung des Albums Pate stand.
Die ehemalige Single-B-Seite "Waldberg (The Peak)" ist ein ruhigeres geradliniges Instrumental mit witzigen Einsprengseln. Hat Hit-Appeal und animiert zum Mitpfeifen.
Am besten gefällt mir das 13-minütige "Orabidoo". Mit sowohl lyrischen als auch agilen Passagen und dabei trotz aller Kontraste ausgewogenem Sound repräsentiert es den Stil von Mike Oldfield beispielhaft und elegant.