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pälzer
Top 25 Rezensent
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Alter:
55 bis 65
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Geschlecht:
Männlich:
21. Dezember 2010
Ein weiteres Highlight vom britischen Bluesmeister
1969, als das Bluesidiom für jeden besseren Gitarristen die Möglichkeit bot, sich minutenlang per Solo auszutoben und Jeff Beck und Jimmy Page den Blues gerade noch LAUTER gemacht hatten, war diese Platte ein Risiko. Akustische Instrumente, keine Verstärker, kein Schlagzeug. Und es funktioniert prächtig. Eine entspannte, intensive und sehr intime Stimmung entsteht. Die Musiker sind hervorragend aufeinander eingespielt, die Improvisationen sind sehr jazzig und nie langweilig. Eine Musik, die zum Zuhören zwingt, eben weil sie nicht mit Lautstärke überwältigt. Der schnellere Anfangstrack "The laws must change" wurde damals sowas wie ein Schlagwort der nicht ganz so radikalisierten Jugend. John Mayall zeigt hier, daß seine Mundharmonika auch ganz gut 'mal einen Stargitarristen ersetzen kann - vor allem bei "Room to move", einem schnelleren Stück, das damals sogar zu einem kleinen Hit wurde. Man darf diesen akustischen Blues allerdings nicht mit dem Country-Blues des Deltas vergleichen: das sind keine Bluessongs zur akustischen Gitarre, sondern sehr jazzige Improvisationen auf dem Bluesschema, das schließlich alles zusammenhält und trägt. Die Bonustracks sind vom gleichen Konzert und in der Qualität genauso stark wie der Rest - war eben damals nur zuviel für die LP, und eine Doppel-LP wollte man wohl nicht bringen. Aber mein Tip zum Schluß: es gab vor zwei Jahren eine Neuveröffentlichung von "Turning Point" als Doppel-LP und die ist klanglich so überragend, daß man John Mayall und seine Jungs im Wohnzimmer hat...