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Ricki Güttge
05. März 2013
Schwedische Nächte und noch ein Tag wie Superman
Nahezu klammheimlich hat die Plattenfirma Tempus Fugit im Jahr 2012 den Backkatalog von Anyone's Daughter neuveröffentlicht. Die Stuttgarter Band hatte zwischen 1979 und 1986 sieben Alben herausgebracht, darunter von der Kritik anerkannte Meisterwerke wie das Debüt „Adonis“ und „Piktors Verwandlungen“ (1981). Danach war es um die Gruppe eine Weile still geworden, bis mit „Danger World“ (2001) und „Wrong“ (2004) sowie einigen Live-Samplern ein Comeback gefeiert wurde.
„Anyone's Daughter“ heißt das zweite Album der Band, das englisch gesungene, anspruchsvolle Poprocksongs enthält, wobei vor allem der Opener „Swedish Nights“, „Moria“ und „Superman“ durchaus Hitpotential hatten. Glücklicherweise sind im sorgfältig aufgemachten Booklet die Songtexte abgedruckt, sodass der verwirrte Hörer nachlesen kann, dass der Titel des mit 8 Minuten längsten und progressivsten Tracks „Another Day Like Superman“ zugleich auch die erste Zeile des Textes von „Superman“ ist. Nach dem kurzen rasanten Fusion-Instrumental „Azimuth“ bildet mit der epischen Ballade „Between the Rooms“ das vielleicht beste Stück einen überzeugenden Abschluss des ursprünglich beim legendären Krautrock-Label Spiegelei erschienenen Albums.
Die Neuauflage bietet zusätzlich drei Liveaufnahmen, von denen die erste, „Superman (Live in Frankenbach 1988)“, klanglich teilweise etwas zu wünschen übrig lässt, sodass ich diese – auch wegen der verabschiedenden Worte am Schluss der Aufnahme - eher an den Schluss der Platte gesetzt hätte. Die Aufzeichnungen von „Between the Rooms“ und „Sundance of the Haute Provence“ aus demselben Konzert klingen besser und bilden somit einen zusätzlichen Anreiz für eventuelle Besitzer des Originals, das inzwischen verschlissene Vinyl zu ersetzen.
Insgesamt ist „Anyone's Daughter“ ein munteres Album mit vielen musikalischen Höhepunkten, das sich gut durchhören lässt und wohl zu den besten Poprock-Alben aus deutschen Landen gezählt werden darf.