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SisterDew
16. Oktober 2016
Grundgütiger!
Dass so hervorragende Schauspieler wie Russell Crowe oder Anthony Hopkins regelmäßig in minderwertigen Hollywood-Klamauk anzutreffen sind, ist gleichermaßen beklagenswert als auch unverständlich..
Dieser Film ist für den Zuschauer wirklich eine alttestamentarische Prüfung mit Überlänge. Die völlig verquaste Geschichte bedient sich schamlos aus allen möglichen Quellen. Neben der Bibel finden wir Elemente aus Märchen ("Hans und die Bohnenranke"), Mythologie ("Asklepios") und Fantasy ("Die unendliche Geschichte"). Wundersame Samenkapseln und Heilungen, steinerne Ungeheuer, Erbsünde, göttliche Visionen und die drohende Opferung von Säuglingen bilden die dramaturgischen Eckpfeilers dieses Streifens, der sich allerdings vollends auf die visuellen Special-Effects der Neuzeit verläßt.
Die vielgelobte Bilderkraft des Films habe ich jedoch als eher störend (und zuweilen erbärmlich) empfunden. Gerade in der ersten Stunde tapsen die Darsteller recht unbeholfen in ihrer Green-Box herum, die man trotz des nachträglichen technischen Aufwands ohne Probleme rekonstruieren kann. Insofern wäre eine fesselnder Plot ungemein hilfreich gewesen, denn nur wer sich langweilt, stößt sich an derartigen Schwächen.
Einzig interessant an dem Film ist der Gedanke, dass sich die Menschheit nicht wehrlos vom Planeten fortspülen lassen wird/will und versucht, Noahs Arche zu entern. Wie dieses Unterfangen allerdings letztendlich scheitert, fügt sich stimmig in das schwache Gesamtkonzept.
Da der Film keinerlei Wert auf Bibeltreue legt (was meines Erachtens auch völlig in Ordnung ist), bot eine Sintflut doch genügend interessanten Stoff für eine zeitgemäße Verfilmung. Beispielsweise hätte man die Story einfach in die Gegenwart verlegen können. In Anbetracht des menschlichen Größenwahns und Versagens (Klimawandel, industrielle Massentierhaltung, Verlust von Biodiversität, Genmanipulation usw.) wäre ein Schöpfer doch heute sicherlich mehr den je geneigt, einen anständigen Rohrputz durchzuführen, den nur eine anständige Arche übersteht, die meinetwegen in der Hightech-Werft eines Nachkommen Noahs geschmiedet würde. In solch einem Szenario hätte sich auch die unvermeidlichen SFX-Spezialisten glaubwürdig austoben können. Feuerwaffen und Steinmonster mit Leuchtaugen (mind.) 2369 v.Chr. wirken hingegen ziemlich albern.