5 von 5
Anonym
03. April 2013
Portrait einer Generation
Für mich persönlich war Oh Boy der beste Film des Jahres 2012. Nicht umsonst ist er für 8 Deutsche Filmpreise nominiert.
Regisseur Jan Ole Gerster komponiert auf einer Vielzahl von Ebenen ein nur allzu treffendes Bild einer Generation, zu der ich mich selbst auch zähle. Der Protagonist Niko Fischer ist eine empathische Figur, der das Leben übel mitspielt. Er selbst bleibt jedoch passiv und vermag nichts an seiner Situation zu ändern. Er lässt sich vielmehr treiben und denkt nach "über dich, über mich". Der Film zeigt jedoch anhand unscheinbarer Situationen immer wieder auf, dass Niko Fischer im Grunde, wenn es darauf ankommt, aus der eigenen Ohnmacht befreien kann und dann stets die richtigen Entscheidungen trifft.
Woher diese Ohnmacht kommt, wird im Film nicht direkt angesprochen. Wer sich zu der porträtierten Generation zählt, wird leicht die Gründe aufzeigen können.
Es bleibt zu erwähnen, dass Oh Boy durchaus unterhält. Wer den Trailer sieht, mag den Film gar für eine Komödie halten. Satire ist meines Erachtens der treffendere Begriff. Jedenfalls bleibt der Film nur nachrangig wegen seiner Lacher im Gedächtnis.
Gerster hat Oh Boy wunderbar in schwarzweiß in Szene gesetzt, was gemeinsam mit der großartigen jazzigen Musik der Major Minors das Gefühl des Films weiter unterstreicht.
Ich freue mich auf das Erscheinen der DVD, da ich auch nach zweimaligem Sehen, das Gefühl habe, den vollen Gehalt des Films noch nicht erfasst zu haben.