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Jeremy
Top 10 Rezensent
09. Februar 2017
Kammerjazz mit einer Supergroup
Der hervorragende Gitarrist Wolfgang Muthspiel ist in der Jazzcommunity seit Jahren bestens vernetzt. Und mit dem Pianisten Brad Mehldau, Larry Grenadier (Bass), Brian Blade (Drums) und dem jungen Trompeter Ambrose Akinmusire hat sich Muthspiel vier veritable Superstars der aktuellen Szene in sein Quintett geholt, dessen Gruppensound, geprägt von der Interaktion der 3 Instrumente Gitarre, Trompete und Piano, entfernt an Bill Evans’ wegweisende „Interplay“-Quintett-Sessions der 60er-Jahre erinnert (im Evans-Quintett damals u.a. Freddie Hubbard und Jim Hall). Doch Muthspiels lyrisch-klanglicher Ansatz ist durchwegs eigenständig und absolut unverwechselbar auf seinem eigenen Mist gewachsen. Der CD-Titel und der erste Song erinnern, wohl ganz absichtlich, an den oft gespielten Song "Falling Grace" von Steve Swallow. Diese frühe und harmonisch überaus raffinierte Komposition des Bassisten war übrigens eine Hommage an Bill Evans' berühmte Komposition "Blue in Green", welche Miles Davis so sehr liebte, dass er sich (zu Evans' lebenslangem Aerger) fortan mit fremden Federn schmückte und sich als alleiniger Komponist dieses Titels ausgab. Für Davis' leider, und horribile dictu, "common practice".