5 von 5
soundsurfer
26. September 2016
Rechtzeitig abgebogen
Man musste große Befürchtungen haben, dass sich Madeleine Peyroux mit ihrem letzten Album „Blue room“ endgültig in eine kreative Sackgasse begeben hatte. Unter der damaligen Ägide von Produzent Larry Klein (der sich in den letzten Jahren zu einer Art Guru des inhaltslosen Wohlklangs entwickelt hat) schien sich die US-amerikanische Sängerin endgültig auf den Weg zu einer neuen „Queen of Audiophile“ begeben zu haben, die Alben für Klangfetischisten produziert und dabei wesentlich mehr auf die Verpackung als auf den Inhalt achtet.
Mit ihrem neuen Album „Secular hymns“ ist Peyroux glücklicherweise gerade noch rechtzeitig abgebogen und kriegt die Kurve hin zu alten Qualitäten.
Die 10 Songs (wieder einmal ausschließlich Fremdkompositionen bestens beleumundeter Autoren) wurden mit kleiner Besetzung (elektrische und akustische Gitarren, Baß, Stimmen – sonst nichts) in einer kleinen Kirche als Aufnahmeort quasi live eingespielt – keine Note zu viel, kein überflüssiger Gimmick, keine Hochglanzpolitur.
Und Madeleine Peyroux beweist damit endlich wieder, dass sie zu den großen Interpretinnen unserer Tage gezählt werden muss. Sie dringt zum Kern der Songs vor und präsentiert die Essenz dieser Musik unverstellt und ungekünstelt.
Nicht unerwähnt bleiben sollte dabei der tolle Job sein, den „Steely Dan“-Tourgitarrist Jon Herington hier abliefert – ein wahrer Meister seines Fachs (gut nachzuvollziehen übrigens auch auf der wunderbaren „The Dukes of September“-DVD zusammen mit den Herren Fagen, Scaggs und McDonald).
Und auch ohne Larry Klein weiß diese Aufnahme durch ihre intime, unmittelbare Aura klangtechnisch voll zu überzeugen – produziert von: Madeleine Peyroux selbst.
Eines der mit Abstand überzeugendsten Alben des laufenden Jahres und fast schon eine Art Wiederauferstehung einer großartigen Künstlerin.