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Jeremy
Top 10 Rezensent
28. November 2021
Freies pianistisches Präludieren in einem "Stream of conciousness"-Ansatz
Konsultiert man den Ausstoss der internationalen Jazzpresse zum Pianisten Craig Taborn, wird man mit allerlei hochtrabenden bis hin zu grandiosen Floskeln en masse ein- resp. geradezu zugedeckt. So ist etwa die Schreibe von einer "Welt der geflüsterten, weiten, würdigen Abstandsfiguren, klingelnden Obertönen, verdampfenden Echos und finsteren kontrapunktischen Kaskaden.“ Und in der PR-Ankündigung vom Label ECM ist gar die Rede von einem "atemberaubenden Live-Konzert", in welchem Taborn "auf dem Wege der Erforschung von Klängen und Stille festgehalten wurde", allwo er "mittels wirbelnder Farben, Dichten(???) und Formen neue Musik im Moment kreiert" haben soll "mit sowohl poetischer Vorstellungskraft als auch mit eisernem Griff auf sein spontan generiertes Material". Zugegeben, für meinen Geschmack etwas "too much promotional Blabla". Doch im Vergleich mit den hochgelobten früheren ECM-Solopiano-Einspielungen von u.a. Chick Corea, Paul Bley, Steve Kuhn, Richie Beirach, Keith Jarrett bleibt für mich der vorliegende Live-Mitschnitt von Taborn ganz klar 2. Klasse: Nett anzuhören, was Taborn aus dem Moment heraus musikalisch einfällt, doch die Verarbeitung des "stream of conciousness"(so der Fachausdruck für diesen Improvisationsansatz) liefert zumindest für mich wenig Haltbares über den Moment hinaus.