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eningenmt
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Alter:
45 bis 54
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Geschlecht:
Männlich:
22. Juli 2012
Magische Nacht-Stunden
Vor vielen Jahren besang die nach wie vor beste Sängerin Deutschlands, Inga Rumpf, die magischen Momente der 25. Stunde des Tages: „In The 25th Hour“ gab nicht nur ihrem bis heute großartigsten Werk den programmatischen Titel, sondern deutete auch den besonderen Reiz der nachmitternächtlichen Stunden als kreativen Entstehungsprozess für bisweilen großartige Musik an.
Die aus Halifax, Kanada, stammende Sängerin Holly Cole widmete der Nacht jetzt gleich ein ganzes Album. Und das hat es wahrlich in sich! Dabei verzichtet Holly Cole für „Night“ abermals auf eigene Songs, sondern schöpft auf einzigartige Weise aus einem Fundus, der Jazz-Größen wie Cole Porter und Irving Berlin ebenso umfasst wie Tom Waits, dem sie ja bereits mit „Temptation“ eine ganze Platte mit höchst eigenen Interpretationen seiner Songs widmete. Obendrein erinnert Holly Cole an ihren kanadischen Songwriter-Kollegen Gordon Lightfoot, dessen „If You Could Read My Mind“ wohl nie zuvor so einfühlsam und eindringlich zu Gehör gebracht wurde wie auf „Night“.
Von klassischer Piano-Bass-Drums-Besetzung getragen, singt Holly Cole sich durch ein Repertoire, das zudem von musikalischen Saiten-Assen wie Kevin Breit (Cassandra Wilson u.a.) und Greg Leisz (Dave Alvin) sowie dem Percussionisten Cyro Baptista veredelt wird. Letzter brilliert auf großartige Weise beim Mort Shuman-Hit „Viva Las Vegas“: Da rumpelt es mit kompetenter Bläser-Unterstützung herrlich sambahaft, und man spürt, mit welch hoher Professionalität Cole und ihre Begleiter ihre „Nacht-Arbeit“ angegangen sind.
Das gilt auch für die Song-Auswahl dieses programmatischen Werkes, das übrigens auch als Vinyl-Ausgabe erscheinen wird. Denn wer in diesen Kontext auch das durch Elvis Presley bekannt gewordene „Goodtime Charlie`s Got The Blues“ von der in Seattle lebenden, weit unterschätzten Songwriter-Legende Danny O` Keefe einbettet und so würdevoll darbietet wie Holly Cole mit ihrem Trio, hat wahrlich eine besondere Auszeichnung verdient. Ohne Wenn und Aber hohe Vokal- und Musik-Kunst, die wir hoffentlich auch „live“ in Deutschland erleben dürfen. (eningenmt)