5 von 5
jommelli
Top 50 Rezensent
29. September 2016
Gesamteindruck:
5,0 von 5
Künstlerische Qualität:
4,0 von 5
Repertoirewert:
5,0 von 5
Wichtiges diskographisches Ereignis!
Über die verwirrende Entstehungsgeschichte und die insgesamt drei Fassungen der vorliegenden Oper informiert das Beiheft ausführlich. Die hier vorliegende mittlere „Wiener“ Version stellt dabei einen musikalisch leicht hybriden Mittelweg zwischen der ursprünglichen italienischen Lesart und der zuletzt nur noch 20% dieses Originals enthaltenden Berliner Endfassung dar. Offenbar gefiel das Resultat dem Herausgeber der Partitur so wenig, dass er weitere Aufführungen der hier aufgenommenen Oper untersagen ließ, was den diskographischen Wert der vorliegenden Edition stark erhöht.
Dirigent Frank Beermann und sein Ensemble erweisen sich- ähnlich wie in Nicolais „Templario“- als kundige und engagierte Sachwalter des ungerechtfertigterweise auf die „Lustigen Weiber“ reduzierten Komponisten. Noch stärker als bei der älteren Aufnahme wird dem Hörer hier schmerzlich bewusst, welch großer Verlust der frühe Tod Nicolais für die Operngeschichte darstellt, die sicherlich anders verlaufen wäre, wenn dem hochbegabten Künstler ein längeres Leben beschieden gewesen wäre.
Gerade die stilistisch etwas uneinheitlichen Sphären dekorativer Italianità (die in der Übersetzung oftmals etwas plump klingt), deutscher Romantik in der Weber-Nachfolge und sich deutlich abzeichnender Hinwendung zu substanzielleren Formen und Elementen der Grand Opéra, gestalten das Werk für heutige Ohren besonders attraktiv.
Auch wenn die Solisten stimmlich nicht zur ersten internationalen Garde gehören, machen doch Engagement, Verve und spürbare Begeisterung für das Projekt die Ersteinspielung dieser bedeutenden Oper zu einem besonderen Vergnügen für Entdecker!