4 von 5
meiernberg
Top 10 Rezensent
02. September 2017
Gesamteindruck:
5,0 von 5
Künstlerische Qualität:
5,0 von 5
Repertoirewert:
5,0 von 5
Zwei ungleich gleiche Geschwister
Diese neue cpo-CD ist etwas ganz Besonderes. Abgesehen davon, dass sie ein wertvoller Beitrag zur Reihe "Cellokonzerte jüdischer Komponisten im Exil" ist, präsentiert sie zudem in ihrer aparten Zusammenstellung von zwei Werken Gemeinsamkeiten und Unterschiede gleichermaßen. Das sehr ausführliche Booklet informiert fachkundig diese (Un-)Gemeinsamkeiten. Gemeinsam ist dem Österreicher Gal und dem Italiener Castelnuovo-Tedesco ihr jüdisches Exil. Gemeinsam ist beiden ebenso der Umstand, dass sie den atonalen Neutönern standhaft widerstanden haben und ihren eigenen harmonischen, noch romantisch geprägten Stil beibehielten. Gänzlich unterschiedlich jedoch fallen die beiden Konzerte aus: Castelnuovo-Tedescos Konzert ist großorchestral instrumentiert und von bewegter, heiterer und positiver Grundhaltung. Seine spätere Hollywood-Karriere lässt grüßen. Gals Werk, 10 Jahre später entstanden, ist intimer, "kleiner", melancholischer und persönlicher von den schicksalhaften Erfahrungen des Jahres 1944 geprägt. Gemeinsam haben beide Werke schließlich großartige Solisten. Cellist Wallfisch ist großartiger Interpret und Mentor der CD-Reihe und findet in Berlins Konzerthausorchester unter Dirigent Nicholas Milton höchst kompetente Begleiter. Immer merkt man. Den Musikern ist die Interpretation Herzenssache und das macht diese CD so wertvoll. Sehr zu empfehlen!