4 von 5
Anonym
18. Dezember 2016
Gesamteindruck:
4,0 von 5
Künstlerische Qualität:
5,0 von 5
Repertoirewert:
5,0 von 5
Telemann und Carl Philipp Emanuel Bach
Später Telemann und erste geistliche Musik des noch bei Berlin am Hofe in Potsdam tätigen Kammercembalisten
Carl Philipp Emanuel Bach auf einer CD. Da hören wir also Musik des Patenonkels und seines Neffen und späteren
Nachfolgers im Amt der director musices von Hamburg. Beide große Meister, beide ganz auf stilistischer Höhe
ihrer Zeit. In zwei Festkantaten auf Ostern und Himmelfahrt trifft Telemann den neuen "vorklassisch" empfindsamen Tonfall ausgezeichnet in großangelegten, bisweilen harmonisch kühnen (mit fast pre- beethoven schroffen Textdekalmationen) Chören und ausgedehnten Arien und in einem Duett. In den Chorälen vertont er teils Verse Klopstocks. In den Rezitativen und einem ausdrucksvollen Accompagnato zeigt sich sein literarischer Geschmack, sein Umgang mit Sprache auf exquisite Weise. In zwei kleineren Vertonungen des "veni sancte spiritus" bestechen Klangpracht und spielerische Eleganz, die schon in Richtung Haydn und Mozart geht.
Der Bach-Sohn steht seinem Paten-Onkel nicht nach. Prunkvolle Chöre und ausgedehnte Arien weisen in einem Kirchenstück auf Ostern voraus auf seine späteren Oratorien. Und sie belegen erfreulich, das die Familien Bach und Telemann zu Lebzeiten nah beieinander standen. Ganz im Gegensatz zu dem, was die Bach-Forschung des 19. und 20.Jahrhunderts angerichtet hat.