4 von 5
jommelli
Top 50 Rezensent
07. Dezember 2021
Gesamteindruck:
4,0 von 5
Künstlerische Qualität:
4,0 von 5
Repertoirewert:
5,0 von 5
Gelungener Auftakt!
Die erste Folge des ambitionierten Projekts einer Gesamteinspielung von Telemanns nicht weniger als 72 Kantaten umfassenden „französischen Jahrgangs“ präsentiert zehn Werke, die allesamt höchst originell sind. Jede einzelne Kantate wartet mit mindestens einer handfesten musikalischen Überraschung auf und verzichtet, anders als so manches spätere Werk Telemanns, auf jegliche Schablone und Vorhersehbarkeit. Französisch ist an der Musik nur die gelegentliche Übernahme entsprechender Tanzformen aus der Suite und die damit einhergehende tonale Einheitlichkeit, sonst aber atmen diese 1714/15 in Frankfurt entstandenen Kompositionen eher einen italienisch inspirierten Geist, sind also ein perfektes Beispiel für den in Deutschland in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts so beliebten „vermischten Geschmack“. Die Interpretation dieser Aufnahme ist sehr gut bis gut, einzig Elisabeth Scholl wirkt mit ihrem in die Jahre gekommenen, in hohen Lagen oftmals recht unsauberen Sopran wie ein Fremdkörper in dem ansonsten jungen und bestens disponierten Team unter Leitung von Felix Koch. Meinem Geschmack nach ist das Cembalo als Continuo etwas zu präsent und dominant aufgenommen, hier hätte ein Lauteninstrument für wohltuende Abwechslung sorgen können. Auffallend ist auch, dass die beiden in zwei verschiedenen Jahren aufgenommenen Scheiben sehr unterschiedlich klingen: Während CD 1 recht rund wirkt, empfand ich CD 2 als deutlich härter und schärfer im Klang. Hier wäre von Seiten der Tontechnik noch etwas Luft nach oben gewesen. Insgesamt jedoch macht dieser gelungene Auftakt Lust auf mehr und man kann CPO nur dankbar sein für die Kooperation bei dieser herausfordernden, auf Jahre ausgerichteten Unternehmung, die ein Meilenstein in der Telemannrezeption werden könnte.