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meiernberg
Top 10 Rezensent
03. März 2017
Gesamteindruck:
5,0 von 5
Künstlerische Qualität:
5,0 von 5
Repertoirewert:
5,0 von 5
Große (und lange!) Pastoren-Festkantaten für ein unkundiges Publikum?
Zu aller erst muss man das Ereignis vom 8. März 2014 würdigen: An dem Tag führten die Interpreten dieser neuen cpo-CD die beiden Kantaten des Bach-Sohns "erstmals in moderner Zeit" (Booklet S.6) wieder auf. Die Aufnahme ist ein Mitschnitt aus der Thomas-Kirche in Leipzig und trotz einer leicht halligen Akustik kann man das musikalische Geschehen dank eines sehr differenzierten und durchhörbaren Klangbildes prima verfolgen. Ein Lob, das auch dem kleinen, 14-Personen-Chor, fabelhaften Solisten und Instrumentalisten und einem kundigen Dirigenten gilt, die allesamt zum Teil schwierige Partien hervorragend meistern. Vielleicht ist die erste Kantate mit über 41 Minuten Spielzeit etwas lang geraten und doch bringen die 17 Teile gute Abwechslung. Wer probehören möchte, spiele die Chöre 15 und 17 an. Da geht wahrlich die Post ab! Die zweite Kantate ist ernster, kürzer und nicht so festlich durch rasante Chöre geprägt.
Wie dem auch sei: Heutzutage wird schon lange kein Pastor mehr bei seiner Amtseinführung mit einer solchen Kantate geehrt und auch das harte Urteil Bachs über sein Hamburger Publikum dürfte sich nicht erst seit Eröffnung der Elbphilharmonie gehörig geändert haben: "Hamburg ist kein Ort für einen braven Musicum, um hier zu bleiben. Der Liebhaber giebt es hier nicht gar viel und der Kenner sehr wenige. Es ist kein Geschmack hier, Buntes, wunderliches Zeug, und keine noble Simplicität gefällt hier" (Booklet S. 12). Wie sich die Zeiten ändern - oder?