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Heimacker
Top 100 Rezensent
06. Mai 2023
Gesamteindruck:
4,0 von 5
Lyrisches für den Salon
Fesca Junior teilte das Schicksal vieler großer Künstler. Sie schafften den 30. Geburtstag nicht. Einst waren es Seuchen wie Tuberkulose und Typhus, heute sind es Alkohol und Drogen. Seine Biografie liest sich wie ein Reiseabenteuer. Er wirkte in einer künstlerischen Umbruchphase von der fröhlich leichten Wiener Klassik in die verklärte deutsche Romantik. Seine Klaviertrios sind beides - sehr lyrisch, mit den Stilmitteln der Romantik in Komposition und Interpretation einerseits und dem leichten Zugang für das Publikum andererseits. Schöne Melodien, etwas Folklore und immer etwas speziell in der Struktur. In seinem informativen Begleithefttext hat Dr. Friesenhagen Teile einer Schumann-Rezension eingefügt. Darin warnt ihn der etablierte Robert davor, aus Gefallsucht gegenüber den Damen zu oberflächlich zu komponieren. Da war er wohl etwas neidisch. Was soll ein junger Mann von Anfang Zwanzig denn anderes tun, als den Mädels imponieren zu wollen?! Die Musik ist sehr unterhaltsam und überall, wo ein Klavier steht, aufführbar. Trotzdem ist sie aus dem heutigen Konzertleben verschwunden. Das Trio Paian interpretiert die Stücke, wie man sie in einem Salon oder Kaffeehaus spielen würde. Wunderbar dynamisch, manchmal verträumt und leicht. Eine Bereicherung für die Plattensammlung.