5 von 5
jommelli
Top 50 Rezensent
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Alter:
35 bis 44
-
Geschlecht:
Männlich:
24. September 2010
Gesamteindruck:
5,0 von 5
Künstlerische Qualität:
5,0 von 5
Repertoirewert:
5,0 von 5
Rundum überzeugende Ersteinspielung
Kallivoda ist schon seit längerem ein Geheimtipp für Entdecker jenseits des bis zur Erschöpfung ausgereizten symphonischen Standardrepertoires. So spannend auch die bisherigen Veröffentlichungen waren, erst mit dieser CD (und zwar mit der 4. Sinfonie) ist der Funke wirklich übergesprungen. Während die 2. und die beigegebene Konzertouverture trotz aller Gediegenheit und Originalität noch in relativ vorhersehbaren Bahnen verbleiben, stellt die um 1830 komponierte 4. wirklich etwas Besonderes dar. Formale und harmonische Behandlung sind bei größter Achtung der Tradition unkonventionell, bisweilen sogar fast bizarr, aber nie geht dem Meister der Sinn für große Spannungsbögen zugunsten kleiner Details verloren. Kein Wunder, dass Schumann dieses Werk sehr schätzte, erinnern seine eigenen Symphonien in manchem sehr an Kallivoda, ja man geradezu den Eindruck, hier – und nicht etwas bei dem wesentlich konventionelleren Spohr- das „missing link“ zwischen Beethoven und der um eine Generation jüngeren Frühromantikern gefunden zu haben. Mit präziser Energie widmen sich die Interpreten diesem sträflich vernachlässigten Meisterwerk, das hoffentlich seinen Weg in die Konzertsäle finden wird. Sehr zu loben ist auch die auf hohem wissenschaftlichen Niveau verfasste Analyse im booklet. Freuen wir uns auf die nächste Folge Kallivoda bei CPO!