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Anonym
25. Juni 2020
Gesamteindruck:
5,0 von 5
Künstlerische Qualität:
5,0 von 5
Repertoirewert:
5,0 von 5
CPO‘s Schreker Reihe wächst
Nach den grandiosen Erfolgen seiner vier Frankfurter Opern (Der ferne Klang 1912, Das Spielwerk und die Prinzessin 1913, Die Gezeichneten 1918 und Der Schatzgräber 1920) und einem immer noch sehr guten Gelingen der Irrelohe in Köln, musste Schreker in den späten 1920er Jahren vom einst meist gespielten Komponisten seiner Zeit (noch vor Richard Strauss!) einen herben Rückschlag erleiden. Die politische Stimmung änderte sich zunehmend feindlich ihm gegenüber. Der Geschmack in der Kunst verfinsterte sich. So verwundert es sehr, dass Schreker den Mut und Willen fand, 1932 in Berlin den Schmied von Gent uraufführen zu lassen. Er war sich seiner Sache sicher. Hatte aber wohl nicht mit der Brutalität seiner Gegner gerechnet. Obwohl das Werk vom Publikum begeistert aufgenommen wurde, konnte die Uraufführung nur mit mehreren Unterbrechungen zu Ende gebracht werden. SA Truppen brüllten und pfiffen die Musik immer wieder nieder. Nach nur wenigen Aufführungen war Schluss. Es sollte Schreker’s letzte Oper sein. 1933 wurde seine Musik als entartet deklassiert, alle Aufführungen verboten. Verfolgt und seiner Ämter enthoben, starb Schreker schon 1934.
Die vorliegende Aufnahme aus Chemnitz ist meisterlich gelungen. Sie ist aber darüberhinaus ein wichtiges Zeugnis über einen der bedeutsamsten und faszinierendsten Komponisten des deutschsprachigen Raums, der vor und nach dem zweiten Weltkrieg, durch die Nazidiktatur auf der einen Seite, sowie einer rückbetrachtet unverzeihlich überheblichen Ablehnung durch die musikalischen Moderne, zweimal eine fast völlige Vernichtung seiner Musik erleiden musste. Hätte nicht Michael Gielen 1979 die weltweit beachtete Produktion Der Gezeichneten in der Oper Frankfurt am Main auf die Bühne gebracht und damit die Schreker Wiederentdeckung eingeläutet, wer weiß, ob die Musik Schreker’s nicht völlig vergessen worden wäre. Es ist unter anderem CPO zu danken, dass die wunderbare Musik verbreitet wird. Hoffentlich folgen weitere Aufnahmen!
Franz Schreker und seine Frau haben ihre letzte Ruhe übrigens in einem Ehrengrab der Stadt Berlin gefunden. Ein Besuch auf dem wunderschönen Waldfriedhof Berlin-Dahlem lohnt sich.