4 von 5
Heimacker
Top 100 Rezensent
20. Dezember 2022
Gesamteindruck:
4,0 von 5
Wer ist der Sieger?
Als man 2002 am Anfang einer Entdeckung der Werke EN von Rezniceks stand, war man ein wenig hilflos in Sachen der Rezeption seiner Werke zu Lebzeiten und auch in der Deutung seines Schaffens im musikalischen Sinne. Der Text im Begleitheft ist Beleg dafür. Heute ist man da ein wenig weiter, wenn auch nicht wesentlich. Für mich ist der Sieger keine Parodie auf Richard Strauss. Mit dem Gesangsteil am Ende, den man schon beim Schlemihl findet, ist es die Suche nach einem eigenen Stil. Natürlich ist es die Musik der Zeit. Die Karikatur der Wiener Walzerseligkeit, das große Orchester und die Verzweiflung an den gesellschaftlichen Verhältnissen. Und natürlich haben Strauss, Mahler und später Krenek und Schostakowitsch ähnlich komponiert. Es ist entdeckenswerte Musik. Der leider in diesem Jahr verstorbene Michail Jurowski hat sich der Aufgabe gestellt, etwas zu produzieren, für das es praktisch keinen Vergleich gab. Und zwanzig Jahre später immer noch nicht gibt. Meines Erachtens ist ihm dies bis auf die Gesangsszenen am Ende wunderbar gelungen. Leider sind die gesungenen Passagen absolut textlich unverständlich, was bei Orchesterliedern unüblich ist. Es sollte eine Schlussbotschaft sein, die der Komponist dem Publikum mitgeben wollte. Damit ist das Werk für die Bühne untauglich. Eine Solistin und einen Chor stellt kein Dramaturg für so eine kurze Aufgabe ins Programm. Bleibt also nur die Platte für den interessierten Hörer.