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hanslick
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Alter:
45 bis 54
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Geschlecht:
Männlich:
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Kunde seit:
2-5 Jahre
18. Oktober 2013
Vergebliche Liebesmüh, die zweite
Schnabel zeigte schon in seinen frühen Kompositionen, welche Probleme ihn später bei seinen großen Formaten nicht mehr loslassen würden : er hatte kein Maß für die Phrasenlänge und den Abstand zur spätromantischen Tonalität, der er doch nicht mehr angehören konnte. So komponiert er etwa im mittleren der drei Triostücke einfach weiter, auch wenn ihm das musikalische Material ausgeht, so setzt er in den Liedern nicht selten eine kurze prägnante Klavierfigur in ein Feld statischer Klänge; das Ganze klingt besonders im Gesang formlos und poesiewidrig, er hätte das "Gesänge" nennen müssen, nicht Lieder. Die Sonate ist keine, sondern eine Folge von Stücken, die eben so viel Charakter entfalten, daß sie nicht zusammenpassen. An Stelle einer Entwicklung, womöglich "Arbeit" tritt hier ein Hin und Her zwischen Stimmungen und Gesten auf, das keinen Zusammenhang stiftet. Das Klavierquintett schließlich schneidet, mit Verlaub, Grimassen; oder wie soll man die kaum als Klang-Gesten erfahrbaren Schübe von Ereignissen sonst nennen ? Es ist alles vage : vage pathetisch, vage empfindsam usw. Man vergleiche dazu die zeitgenössische Produktion : Fauré OPP 89, 115, Reynaldo Hahn 1921, Arnold Bax 1914, auch ein riesiges Stück, und ich will nicht so boshaft sein, noch Turinas OP 1 (1907) zu nennen, ein Gesellenstück, aber von welcher Güte ! Alle Interpreten entledigen sich ihrer Aufgabe mit Fleiß und Ausdrucksvermögen, namentlich Frau Kamphues, die den undankbarsten Part hat. Klanglich eine saubere und schöne Aufnahme, leider vergeblich. Ich schreibe diese wie die erste Rezension über das 1.Streichquartett aus Enttäuschung, nicht mit Spott. Was die im Booklet entfalteten Theorien angeht : wenn die musikästhetische Achse Brahms-Schönberg-Webern-Boulez gebrochen ist, kann sie mit Hilfe dieses Komponisten nicht repariert werden; die Kutsche wird nie mehr fahren.