5 von 5
Basso Continuo
07. November 2014
Gesamteindruck:
5,0 von 5
Künstlerische Qualität:
5,0 von 5
Repertoirewert:
5,0 von 5
Trostreiches Requiem
Es gibt Leute die für eine Aufführung von Mozarts Requiem schwören auf eine historisierende Besetzung und Aufführungspraxis. Wenn ich auch manchmal von derartige Einspielungen gereizt werde, es ist für mich nicht absolut erforderlich. Wichtiger ist das die Musik lebt und jeder Akademismus abgeneigt ist. Allerdings hat die historisierende Aufführungspraxis uns gelernt mit anderen Ohren zu lauschen.
Offensichtlich hat auch Mariss Jansons die historisierende Aufführungspraxis studiert bei der Vorbereitung seiner Einspielung von Mozarts Requiem. Wie in seine Aufnahmen der Beethoven-Symphonien mit dem Orchester des Bayrischen Rundfunks (BR-Klassik-2013) arbeitet er hier mit eingeschränkter Orchesterbesetzung und mit einem schlankeren Chor. Die musikalische Phrasierung ist auch prägnanter und die Bogenführung der Streicher mehr wie auf historische Instrumente üblich. Das Ergebnis ist meiner Meinung nach hervorragend. Schon bei den ersten Takte fühlt man das es klingt wie es klingen soll.
Das Concertgebouworchester Amsterdam spielt expressiv aber stimmungsvol mit seitener Streicherklang und tadellosen Soli der Holz- und Blechbläser. Das Netherlands Radio Choir singt durchaus verständlich und mit einer sittsamen Schönheit. Und die Solisten die Mariss Jansons sich für diese Live-Aufnahme ausgewählt hat sind ihre Partien ungemein geeignet. In Mozarts Requiem sollten die vier Solisten der Stimmfarbe nach aufeinander abgestimmt sein und das ist mit der hellen Stimme der Sopranistin Genia Kühmeier, der warme Timbre der Alt Bernarda Fink, der schwanke Klang von Tenor Mark Padmore und der kräftiger, voller Bas von Gerald Finley sehr gut gelungen.
Bisher gibt es nur wenige Mozart-Aufnahmen mit Mariss Jansons: nur das Flötenkonzert KV 314 mit Emmanuel Pahud und die Berliner Philharmonker (Medici Arts DVD-2001). Bei der Presentation dieser Aufnahme im Holländischen klassischen Sender Radio 4 hiess es Jansons sei keinen Mozart-Dirigent. Na, und? Nach dieses salbungsvolle Requiem hoffe ich dass es noch mehr Mozart von Jansons geben wird, z.B. die späte Symphonien...