Franz Schubert: Winterreise D.911 auf 2 CDs

Er galt über Jahrzehnte hin als einer der bedeutendsten Heldentenöre der Oper. Die Strahlkraft und immense Ausdrucksstärke von Jon Vickers‘ Stimme stand im Gegensatz zu seinem freundlichen, großzügigen und auch bescheidenem Wesen. Auf der Bühne jedoch beherrschte sein Charisma die Szene – ob als Florestan, Otello, Tristan, Peter Grimes oder Siegmund. Vickers starb im Juli 2015 nach langer Krankheit. Nun erscheint in memoriam eine seiner legendärsten Aufnahmen abseits der Opernbühne als Wiederveröffentlichung: Seine Winterreise von 1983 – eine geniale, aber auch umstrittene Interpretation. Vickers übertrug hier seine außerordentliche dramatische Präsenz in den intimeren Rahmen von Schuberts berühmtem Liederzyklus. Die emotionale Kraft, die Expressivität jeder einzelnen Phrase, verbunden mit einer stimmlichen Gestaltung abseits jeden glatten Schönklangs irritierte damals die Hörer – sorgte aber gleichzeitig dafür, dass diese Winterreise Legenden-Status errang. Schubert selbst charakterisierte dieses extreme Spätwerk als „Kreis schauerlicher Lieder“ und zeigte damit, dass auch er über Grenzen ging. Vickers' Einspielung mit dem Pianisten Geoffrey Parsons, übrigens eine seiner letzten Studio-Produktionen kurz vor seinem Bühnenabschied, ist angereichert mit einigen 1998 live in einer öffentlichen Londoner Veranstaltung entstandenen Interviews, in denen der kanadische Sänger über die Stationen seiner Karriere und seine großen Wagner-, Beethoven- und Britten-Interpretationen berichtet. So rundet sich eines der seiner bedeutendsten Dokumente zu einem faszinierenden Porträt.