5 von 5
Anonym
25. Oktober 2014
Gesamteindruck:
5,0 von 5
Künstlerische Qualität:
4,0 von 5
Repertoirewert:
5,0 von 5
Lehrstunde in der Musikgeschichte des Cello
WOW! Das war mein erster Eindruck nach dem Hören der neuen CD, als ich sie mir gleich gestern angehört habe. Ich geb zu, ich bin Fan.
Jan Vogler bewegt sich auf neues Terrain, Alte Musik. Zwar haben er und Reinhard Goebel mit Concerti brillianti einen ersten Schritt unternommen, jedoch ist das Repertoire nicht vergleichbar.
Für diese Aufnahmen hat er mit den Musikern des noch jungen La Folia Barockorchester ganz eigene frische Interpretationen geschaffen. Kontraststarke und fast schon riskante Tempi (Doppelkonzert!) verstärken die Unterschiede im Programm. Diese sind aber das punctum saliens dieser CD. Die Entwicklung des Cellos zum Soloinstrument ist bisher noch ein recht unbekannter Punkt in der Musikgeschichte. Haben Sie sich schon einmal dafür interessiert? Wenn nein, die CD bringt Antworten.
Es ist schon spannend, das ausgerechnet Venedig das wichtigste Zentrum für die Weiterentwicklung des Cellos und dessen Repertoires im 18. Jhd. war, bisher ist Venedig ja recht bekannt für Vivaldi und die 4 Jahreszeiten... Die einzelnen Solokonzerte und das Doppelkonzert zeigen gut die Unterschiede im Repertoire der jeweils führenden Komponisten und deren Sicht zum Können, der Stärken und Schwächen des Cellos. Langsame Sätze der Solokonzerte sind wahre Schätze der Musik und besitzen ebenso viel Schönheit wie vergleichbare Kompositionen Schostakowitschs (2. Satz 2. Klavierkonzert). Zu ihrer Zeit gefeierte Komponisten wie Vandini oder Caldara, der selbst schon in jungen Jahren ein gefeierter Interpret auf dem Cello war, hat andere Ansprüche an das Instrument gestellt als Vivaldi oder Porpora. Im Booklet sind weiterführende Informationen zu diesem Thema, von Vogler selbst geschrieben. Wie bereits auf seiner letzten CD, geht er crossover in der Literatur und hat Arien von Porpora und Vivaldi aufgenommen und lässt sein Instrument singen, schöne Intermezzi.
Fazit: Eine vergleichbar programmatische CD hab ich für Cello noch nicht gefunden und sie ergänzt sehr gut meine CD Sammlung, behauptet sich gut neben den Alten Meister der Alten Musik.