5 von 5
Rainer Willamowski
14. August 2014
Gesamteindruck:
5,0 von 5
Künstlerische Qualität:
5,0 von 5
Repertoirewert:
4,0 von 5
Mit der Neunten vollendet Stenz seinen hervorragenden Mahler-Zyklus
Über jüngere Aufnahmen der Neunten von Mahler gibt es wahrlich keinen Mangel. Hochkarätige Aufnahmen von Dudamel/Los Angeles Symphony, Bernard Haitink/BR-Symphonie Orchester und Jonathan Nott/Bamberger Symphoniker haben die Messlatte sehr hoch gesetzt. Wie Nott hat nun Markus Stenz seinen Mahler-Zyklus vollendet mit der Veröffentlichung der neunten Symphonie und dem Adagio der Zehnten.
Das Ergebnis ist hier - wie auch auch bei den anderen Aufnahmen der Mahler-Symphonien von Stenz sehr positiv. Die Neunte wird sehr transparent dargeboten. Klug gesetzte Spannungsbögen, klare Durchhörbarkeit der einzelnen Orchesterstimmen sind hervorzuhebende
Merkmale dieser Interpretation. Im Vergleich zu Dudamel klingt alles etwas konservativer, aber insgesamt sehr ausgwogen und schlüssig.
Besonders gut gelungen ist das Adagio, der Schlussatz der neunten Symphonie. Hier vermag Stenz eine wundervolle innere Spannung aufzubauen, ausgezeichnet unterstützt von den excellenten Streichergruppen des Gürzenich-Orchesters. Zum Schluss gelingt hier Stenz ein ungemein ruhiger Schlussgesang, wie ein ferner Ruf aus dem "Jenseits" Mit dieser Deutung übertrifft er die oben genannten Konkurrenzaufnahmen.
Das Adagio der Zehnten bewegt sich auf gleich hohem Niveau. Leider hat Stenz nicht die gesamte von Deryck Cooke rekonstruierte Fassung dieser Symphonie eingespielt, die immer mehr auch im Konzertsaal aufgeführt wird. Hierzu sie meine Empfehlung unten.
Ein Wort zum Orchester. Das Gürzenich-Orchester begeistert in dieser
Aufnahme, wie auch bei den anderen Einspielungen dieses Zyklus durch makelloses homogenes und sehr farbenreiches Orchesterspiel. Das Orchester braucht keinen Vergleich zu den hier aufgeführten Einspielungen scheuen. Ganz im Gegenteil - im schwierigen Adagio der neunten Symphonie vermag das Orchester Klangbilder von ausserordentlicher Schönheit zu erzeugen. Es ist sehr bedauerlich, dass Stenz nun das Orchester verlassen wird. Er hat wesentlichen Anteil daran, dass dieses Orchester inzwischen in die Spitzengruppe deutscher Symphonieorchester einzuordnen ist.