2 von 5
gemi:re
Top 25 Rezensent
04. März 2015
Gesamteindruck:
2,0 von 5
Künstlerische Qualität:
3,0 von 5
Repertoirewert:
3,0 von 5
Verkopfter Schumann
Martin Stadtfeld beschäftigt sich neuerdings mit der >Deutschen Romantik<, selbst sein >junger Bach< leuchtete unterm schönen zeitlosen >Morgenstern<.
Nach seinem vielbeachteten Sony-Debuts mit Bach (Goldberg), die pianistisch durch seine klare non-legato Spielweise besonders an Glenn Gould gemahnten, hat er sich inzwischen auch mit diversen andren Einspielungen als eigenwilliger Interpret etabliert.
Seine bei >Bach pur< demonstrierten eigenwilligen Tempomass-nahmen (Ital.Konzert), wohl auch der trockenen und wenig singenden Anschlagskultur (muss es so sein-?) wegen, können durchaus auch im Bereich musikalisch-romantischer Pianistik zu erhellenden und
konstruktiven Einsichten führen.
Sein Schubert z.B. wird klar harmonisch bedacht formuliert und streng gezeichnet, wobei er seine Franzerl Seligkeit verliert, aber sein hoher formaler Kompositionsstatus hör- und nachvollziehbar wird.
Das klingt dann wenig gewohnt wienerisch oder spielerisch schlendernd-charmant, aber doch musikalisch durchdacht artikuliert und in sich stimmig, allenfalls zu ernsthaft.
Nun bei Schumann, Inbegriff musikalischer Romantik, dem literarisch-musikalischen Schwärmer seiner Musen, reichen solche überlegten pianistisch-handfesten Strategien, so seriös sie sein mögen, nicht aus.
Wenn beim Spiel die fantasievoll-freie, schwämerische Attitüde, gestalterische Vehemenz, eben romantischer Überschwang fehlt, wird sie nicht ersetzt durch ausgeklügelte pianistische Detailarbeit und interpretatorisch mutwilliges Andersmachen (Tempi).
Eine mutwillige, aber keineswegs schlüssige Interessantheit ersetzt keinesfalls einen essentiellen romantischen Furor. Das Passionierte fehlt. Dann klingt alles irgendwie kalkuliert, gemacht und nicht musikalisch empfunden.
Stadtfelds Schumann wirkt allenfalls intellektuell bemüht, anders als andre, doch leider nur eigenwillig zu gestalten, ohne die von Schumann beschriebenen Szenerien zu beglaubigen und
das rhapsodisch-strömende wie Verträumte seines Konzerts durch klanglich belebt in einem affetuoso-Schwung erklingen zu lassen.
Obwohl ich Stadtfelds Individualität neben andren stromlinienförmig-parlierenden Pianisten schätze, hier beschränkt sein Konzept sein spielerisches Gestaltungsvermögen.