3 von 5
Anonym
16. März 2015
Gesamteindruck:
3,0 von 5
Künstlerische Qualität:
3,0 von 5
Repertoirewert:
3,0 von 5
Viele Köche
Auf dem Label Decca kommt hier eine Sammlung auf den Markt, die sich aus der Backlist von Decca, DGG und Philips (Universal) speist und mit Aufnahmen verschiedener anderer Labels zu der monumentalen, 18 CDs umfassende Box „Scriabin – The complete works“ zusammengefügt wurde.
Vladimir Ashkenazys Beiträge als Pianist und Dirigent (die zwischen 1971 und 2014 entstanden sind) bilden hierbei den Kern, etliches stammt als Übernahme aus der ASV-Gesamteinspielung von Gordon Fergus-Thompson. Eingesprengt sind einzelne Aufnahmen von Pogorelich (DGG), Horowitz (DGG), Richter (Philips), Szidon (DGG), J-L. Steuermann (Philips), Aimard (?) Inbal (Philips) und Gergiev (Philips). Die Aufnahmen von Anna Gouraris Decca-Debut „Desir“ und die Skrjabinanteile von Benjamin Grosvenors „Dances“-Album (Decca) sind ebenfalls in die Box eingeflossen. Ferner gibt es als Lizenz eine Aufnahme des Kuss Quartetts (Onyx) und sogar eine Übernahme vom Label Naxos. Abgerundet wird das Ganze durch eine CD (Nr. 18) mit Einzelstücken (live-Aufnahmen) von Richter, Horowitz, Cherkassky, Pletnev, Kissin, und Trifonov. Und um nun auch noch die allerletzten Lücken füllen zu können wurden tatsächlich noch einige Aufnahmen neu produziert, diesen Job haben sich Valentina Lisitsa und Vladimir Ashkenazy geteilt; Ashkenazys „Nachtrag“ kommt auch separat unter dem Titel „Vers la Flamme“ in den Handel.
Insgesamt bietet die Box interpretatorisch ein sehr heterogenes Bild, in dem sich neben Durchschnittlichem sicher auch Grandioses findet. Hervor zu heben ist die Aufnahme der Skrjabin-Nemtin Rekonstruktionen (CDs Nr. 15–17), die als Einzelveröffentlichung nur sehr kurze Zeit im Handel war. Wem das die Anschaffung der Box wert ist, muss hier zugreifen.
Wer die Beschäftigung mit der Musik Skrjabins sucht kann sich zunächst einmal an seine zehn Klaviersonaten halten, Zhukov (Melodiya), Hamelin (Hyperion), Alexeev (Brillant) und Austbø (Simax) bieten dazu beste Gelegenheit. Für sämtliche Etüden und Poèmes gibt es zu Garrick Ohlssons fantastischen Aufnahmen (Bridge, Hyperion) derzeit keine ernstzunehmende Konkurrenz und eine sehr schöne Auswahl an Préludes hat Michail Pletnev (Virgin) vorgelegt. Wen das symphonische Schaffen interessiert, der ist (solange die Inbal (Philips) oder die Kitajenko (RCA) Einspielungen nicht wieder veröffentlicht werden) mit Ashkenazys 3CD-Box (Decca) gut bedient.
Es bleibt abzuwarten, welche weiteren (Wieder-) Veröffentlichungen noch auf den Markt kommen werden; Zhukovs restliche Melodiya-Aufnahmen, oder auch die Einspielungen des Pianisten Wolfgang Saschowa wären eine würdige Referenz zum Skrjabin-Jahr 2015 – lassen wir uns überraschen.