3 von 5
gemi:re
Top 25 Rezensent
26. Januar 2022
Gesamteindruck:
4,0 von 5
Künstlerische Qualität:
4,0 von 5
Repertoirewert:
3,0 von 5
Norrington alive in Stuttgart
Vorab: Werkeinführungen aus Stuttgart sollten anno 2004 deutsch synchronisiert, zumindest als audiophoner Inhalts-Transfer deutsch beigefügt sein, so macht's wenig Sinn. -
Zur Musik: Roger Norrington ist einst in den 1990ern mit seinen 'London Classical Players' als erster radikaler Beethoven-Revoluzzer, und vor Gardiner, mit Aplomb in drastisch hörbare Erscheinung getreten: in der Reflexe-Serie der EMI gewann seine Beethoven-Sinfonien-Totale zurecht den Deutschen Schallplattenpreis, und ist heutzutage, 30 Jahre weiter, immer noch und z.T. erstrangig hörenswert, was hist.informierte Musikdarstellung belangt.
Bei Robert Schumann, dem unbestreitbar 'originalen' dt.Erz- und Spätromantiker, ist die Basis der Schöpfungsidee eine weniger heroisch-libertär-soziale, globale, wie bei Beethoven, als eine mehr ästhetisch-literarische, mehr private, und weiterer Gefühligkeit.
Insofern liegt ein Bernstein (mit den Wienern), trotz seiner pathetischen Ästhetik, der romantischen Wahrheit eines Schumann näher als hier Norrington. Seine Klangphilosophie einer barocken, vibratoarmen Darstellung, die sich ideologisch einem üppig-schwelgerischen Sound verweigert und entsprechend eher didaktisch klingt (und argumentiert), wird Schumann nur im z.T. erhellenden Detail, nicht aber in der klangsinfonischen Idee des Ganzen gerecht.