5 von 5
Anonym
11. März 2019
Gesamteindruck:
5,0 von 5
Künstlerische Qualität:
4,0 von 5
Repertoirewert:
5,0 von 5
Interessantester Teil der Gielen-Edition vom SWR
Michael Gielens Aufnahmen der Mahler- und Bruckner-Sinfoniezyklen kennt und hat so ziemlich jeder, und unabhängig davon, ob man sie (wie viele) als Referenz einstuft oder als Alternative, sind sie sicherlich Gielens großes Vermächtnis an die Musik hörende Nachwelt. Beide Zyklen sind in der lobenswerten Michael Gielen Edition vom Label des SWR ja beide enthalten, doch ist dieser Teil der Edition der vielleicht bisher interessanteste in der Reihe. Nicht nur weil er die meisten Erstveröffentlichungen enthält und somit für Gielen-Fans eine wahre Schatztruhe ist, sondern weil hier auch extrem rares Repertoire vorliegt, das es zum Teil aktuell sogar nur in dieser Box am Markt gibt (beispielsweise Petrassis Orchesterkonzert Nr. 1) oder nur in wenigen Alternativeinspielungen (z.B. Colin McPhees Tabuh Tabuhan). Es ist davon auszugehen, dass hier auch ein Kern dessen vorliegt, was Gielen selbst besonders am Herzen lag, nämlich die zeitgenössische Moderne, wie sie sich aus der Spätromantik über den Expressionismus in die Dodekaphonik entwickelte, vor allem aber auch die Alternativmodelle, wie sie z.B. in den USA vorgelebt wurden (Ruggles). Mit Ives, Zemlinsky, Janácek, Skrjabin bis hin zu sogar Strauss und Puccini ist diese Box so bunt, wie es überhaupt nur geht.
Künstlerisch zeigt diese Box zudem das ganze Portfolio von Gielens Dirigierkunst inklusive seiner Vorzüge ebenso wie seiner Einschränkungen, sodass dieser Teil der Gielen-Edition wohl auch dem Dirigenten Gielen noch etwas näher kommt wie vorhergehende Volumina dieser zeitlos interessanten Reihe, bei der man sich nur wünschen kann, dass sie auch nach Gielens Tod weitergeführt wird (zehn Teile sind ja eigentlich angekündigt gewesen, man wartet nun schon ziemlich lange auf eine Fortsetzung der Serie).