5 von 5
Anonym
-
Alter:
45 bis 54
-
Geschlecht:
Männlich:
08. März 2020
Gesamteindruck:
5,0 von 5
Künstlerische Qualität:
5,0 von 5
Repertoirewert:
5,0 von 5
Kontrastreicher Beethoven
Eine Beethoven CD im Beethoven-Jubliäums-Jahr 2020 zu veröffentlichen, erscheint erstmal wenig originell. Allerdings lässt diese Einspielung des Wiener Pianisten Florian Feilmair von ausgewählten Variationen und der Sonate op. 111 Ludwig van Beethovens durch klares, kontrastreiches Spiel aufhorchen.
Besonders sticht die Interpretation der Sonate op. 111 hervor: Feilmair lässt den ersten Satz mit eruptiver Gestik und aufbrausender Virtuosität erklingen, durchbrochen von Momenten der klanglichen Feinheit und Ruhe, wie eine Vorahnung auf die Transzendenz des zweiten Satzes. Dieser wirkt wie aus einem Guss und zeigt Feilmairs kantable Klangbeherrschung und sein Gespür für Struktur. Jede Variation der Arietta baut sich natürlich aus der vorangegangenen auf und entwickelt sich zu fast wahnhaften Drang in der Mitte des Satzes. Abgeklärt und mit großer Ruhe, ohne je zu sehr in Sentimentalität zu verfallen, beendet Feilmair dieses Opus Magnum der Klavierliteratur.
Die Eroica-Variationen op. 35 würzt der Österreicher mit starken dynamischen Kontrasten und hat sichtlich Freude daran, an Hörgewohnheiten zu rütteln. So erklingen die drei "Schläge" in der Introduktion mit kompromissloser Wucht, wie es einem Beethoven durchaus gefallen hätte können. Das Thema selbst interpretiert Feilmair bodenständig und fast mit etwas wienerischer Färbung. Die folgenden Variationen sind humorvoll und virtuos dargeboten, etwas mehr Freiheit in einzelnen Variationen könnte man von anderen Einspielungen her gewohnt sein. Allerdings scheint es Feilmair wichtiger, die Kontinuität der Struktur und den weiten Spannungsbogen nicht zu verlieren. Die Fuge fegt quirlig und brillant dahin. Ebenso brillant erscheinen die Variationen WoO 80. Meisterhaft versteht es Feilmair hier mit subtilen Tempo und Klangveränderungen die kurzen Variationen zu größeren Einheiten zu verbinden. Fein musiziert sind die Variationen WoO77, die eine schöne Ergänzung zu den großen "Wolkenkratzern" auf dieser CD bilden.
Insgesamt eine gelungene Einspielung eines Pianisten, der den großen Werken Beethovens mit angenehmer Natürlichkeit begegnet.