4 von 5
Anonym
09. Dezember 2016
Gesamteindruck:
4,0 von 5
Künstlerische Qualität:
5,0 von 5
Repertoirewert:
3,0 von 5
ad infinitum: Classico risoluto
Das pianistisch wie musikalische Highlight dieser langjährig-sukzessiv-chronologisch rückläufigen Einspielungen aller Beethoven-Sonaten Pollinis sind seine ersten, Mitte-Ende der 70er Jahre Aufnahmen der späten Sonaten, opp. 101-111 (5*), unbeschadet aller anderen, späteren Interpretationen.
Damals, nach Guldas rigorosem Zugriff in einem Schwung, gleichsam pianistisch sensationell und ebenso musikalisch inspiriert überzeugend durchformuliert, klanglich schlank und brillant, ein Beethoven kongenial auf der Höhe des kompositorischen Anspruchs stringenter musikalischer Formverläufe, und bis heute ein Beethoven-Klassiker.
Diese quasi werkneutrale, anti-romantische, primär strukturelle Sichtweise wie rhythmische Konsistenz, zeichnete auch schon seine frühesten Chopin-Einspielungen aus, gleichsam als Blaupause durchdachten Spiels.
Dem Komponisten-Werk verpflichteten Ansatz seines Spiels blieb Pollini über seinen frühen Gewinn des Warschauer Chopin-Wettbewerbs bis heute treu - leider bis zu einer in den frühen Sonaten demonstrierten leidenschaftslosen, wenig inspiriert und konstruktiv forcierten Distanz, die den Witz im Detail nicht erspürt und negiert.
Waren in den früh eingespielten späten Sonaten, auch noch in den fantastischen mittleren der 'Mondschein-Patoralen' noch ein jugendlich-schwungvoller Zugriff spürbar, eine weniger intellektuell kontrollierte Emphase, nüchtert sich später alles zur pianistisch gekonnten werktreuen Draufsicht aus. Leider besonders in den ersten Sonaten.
Der frühen beethovenschen Passion mit haydntypischem Witz kann Pollini, schon zu alt, eigentlich wenig abgewinnen.
Die 'Diabellis' gelingen dabei noch am besten als intellektuell-musikalisches Konstrukt, leider ohne solche Finesse und Charme eines wach-gewitzten Brendel.
Dennoch, insgesamt ein Dokument pianistischer Meisterschaft von den singulär-kühnen Anfängen zur souverän erstarrten Routine,
jedoch allemal weit über dem Level musikalischer oder pianistischer Mittelmässigkeit.