2 von 5
Musaion
Top 100 Rezensent
30. Oktober 2022
Gesamteindruck:
2,0 von 5
" Ein exzellenter konzertanter Lohengrin"?
Also wenn das "exzellent" sein soll, dann weiß ich auch nicht mehr, welche Maßstäbe angelegt wurden!
Vogt klingt wie stets völlig deplaziert bei Wagner: ein Domsingknappe, aber kein Ritter. "Sei nun bedankt" mag ja noch angehen, sobald es aber dramatisch wird, kann er stimmlich die Rolle nicht mehr ausfüllen. Auch von einer Rollengestaltung kann bei ihm nicht die Rede sein, denn seiner Stimme geht sowohl Schmelz und Wärme für die lyrischen Szenen ebenso ab, wie dramatische Wucht. "Hilflosigkeit" trifft es wohl am besten - die ganze Partie wird gesungen wie von einem Schüler in der ersten Klasse, der mühsam seinen Text buchstabiert.
Nylund schlägt sich achtbar, aber sie ist zu oft undeutlich in der Diktion und malt mit breitem Pinsel - auch hier fehlt lyrische Wärme und Feinheit, wie sie die großen Rolleninterpretinnen, allen voran die Grümmer, besaßen. Insgesamt in Ordnung - mehr aber auch nicht.
Struckmann klingt als König Heinrich abgekämpft und rau. Wärme und Mitgefühl für Elsa kann er kaum zum Ausdruck bringen - majestätische Stimmfülle schon gar nicht. Noch schlechter als unter Barenboim - das wundert nicht und hätte Mahnung sein sollen.
Nikitins Telramund kämpft derartig mit Artikulationsproblemen, die eine Rolleninterpretation unmöglich machen, dass man sich mit Grausen abwendet.
Dalayman als Ortrud hat mit Schärfen zu kämpfen - ihr haben die Brünnhilden etc. nicht gut getan.
Elder dirigiert recht ausgewogen - der einzige "Lichtblick" bei dieser ansonsten traurigen Aufnahme, deren Sängerensemble sehr schwach ist.