3 von 5
jommelli
Top 50 Rezensent
09. Dezember 2016
Gesamteindruck:
3,0 von 5
Künstlerische Qualität:
3,0 von 5
Repertoirewert:
4,0 von 5
Enttäuschender Gesamteindruck
Salieris 1778 für Venedig geschriebene Buffa begründete wie kein anderes Werk seinen internationalen Ruhm. Da eigentlich alle Ersteinspielungen von Salieri-Opern positive Überraschungen bereithielten und man „La grotta di Trofonio“ sogar den Rang eines direkt auf Mozart hinweisenden Meisterwerks zugestehen kann, war ich sehr gespannt auf die vorliegende CD.
Umso größer war meine Enttäuschung, in knapp drei Stunden nichts zu hören, was irgendwie über dem Durchschnitt damaliger Buffo-Opernproduktionen liegt: Eine sehr verworrene, nur in Teilen für den heutigen Hörer noch witzige Handlung, die in endlosen, von einem nervös nadelnden Hammerklavier begleiteten Seccorezitativen vorbeischnurrt, eine völlig ungebrochene Dur-Welt nahezu ohne jegliche dramatische Eintrübung und eine spartanische, um nicht zu sagen eintönige Instrumentierung reihen dieses Werk in die lange Galerie von Opern des letzten Viertels des 18. Jahrhunderts ein, die völlig zu Recht zu Gunsten von Mozart vergessen worden sind.
Die nicht gerade nebengeräuscharme und akustisch insgesamt relativ hart und spitz klingende Liveeinspielung kann man insgesamt als solide bezeichnen, wobei im Bereich der hierzulande weitgehend unbekannten Sänger im Detail sehr viele Wünsche offen bleiben; während die weibliche Hauptrolle der Gräfin (F. Mazulli Lombardi) sehr überzeugend gestaltet wird, wirkt die anspruchsvolle Partie des Grafen durch den matten, leicht näselnden Tenor (E. D'Aguanno) regelrecht fehlbesetzt. Alle anderen Leistungen bewegen sich im Mittelfeld.
Günstig zu bewerten ist das dicke Beiheft, das eine vollständige Libretto-Übersetzung enthält und so den lästigen Download erspart. Allerdings fehlen Seitenangaben zu den Tracks, so dass einzelne Nummern fast unauffindbar sind. So kann ich die gesamte Produktion nicht besser als mit 3 Sternen bewerten und interessierten Hörern, die den Opernkomponisten Salieri neu kennenlernen wollen, nicht empfehlen.