5 von 5
R2 D2
10. Februar 2022
Gesamteindruck:
5,0 von 5
Künstlerische Qualität:
5,0 von 5
Repertoirewert:
5,0 von 5
Der Großmeister der Filmmusik gibt sich die Ehre
Nach dem phänomenalen Erfolg seiner Konzerte mit den Wiener Philharmonikern im Januar 2020 kehrt John Williams im Oktober 2021 nach Europa zurück, um eine weitere musikalische Institution mit seinem Besuch zu beehren: Die Berliner Philharmoniker. Drei Konzerte finden in der Berliner Philharmonie statt und sind ähnlich wie die Wiener Konzerte ein Novum. Es ist das erste Mal, dass Williams hierzulande Konzerte dirigiert. Dreimal ist die Berliner Philharmonie ausverkauft. Williams bringt seine Filmmusik in die größten Säle der klassischen Musikwelt. Vor zehn Jahren schien dies noch undenkbar. Dennoch ist dies nur eine logische Konsequenz: Viele der Orchestermitglieder sind selbst mit der Musik von Williams aufgewachsen und schätzen diese ebenso wie Mahler und Brahms.
Dass die Konzerte alle ohne große Einschränkungen stattfinden können, ist ein großes Glück in diesen unsicheren Zeiten. Für den 89-jährigen Williams ist die lange Reise auch ohne Corona eine große körperliche Belastung. Umso mehr können wir uns freuen, dass die Konzerte im wahrsten Sinne des Wortes über die Bühne gingen und auf Blueray und CD festgehalten wurden. Nach dem großen Verkaufserfolg von "John Williams in Vienna" war eine Veröffentlichung nur eine Frage der Zeit. Die Deutsche Grammophon hat das "Berlin Concert" in bester Bild- und Tonqualität veröffentlicht und somit ein tolles Andenken an die unvergesslichen Konzerte geschaffen.
Wie schon 2020 in Wien war es mir vergönnt, diesem besonderen Ereignis persönlich beizuwohnen. Vom Programm unterscheiden sich beide Konzerte recht stark, sodass beide Veröffentlichungen ihre Berechtigung haben. In Berlin besteht das Programm überwiegend aus den großen Hits aus Williams langer Karriere. Die Aufnahmen bestehen bis auf "Leia's Theme" vom dritten Konzert (Samstag) und sind bereits in der "Digital Concert Hall" zu sehen gewesen. Die "Olympic Fanfare" eröffnet das Konzert feierlich. "Close Encounters of the Third Kind" präsentiert die vielfältigen Klangmöglichkeiten eines Orchesters. "Far and Away" ist ein wunderschönes Stück mit irischen Anleihen und einem großartigen Hauptthema. Das eher weniger bekannte Stück stellt für mich das Highlight des Abends dar. Danach folgen drei Stücke aus dem ersten Harry Potter Film. Bei "Nimbus 2000" dürfen die Holzbläser ihr Können unter Beweis stellen. Das letzte Stück vor der Pause ist "Theme from Jurassic Park". Dieses Thema hat bereits im Kino Millionen von Zuschauern verzaubert und entfaltet auch in der Berliner Philharmonie seine Wirkung (wenn auch das Tempo etwas fix gewählt ist). Die Blechbläser sind in überragender Form und machen das Hören zu einem Genuss.
Die Pause ist auf der Blueray nicht wahrzunehmen. Es geht nahtlos weiter mit Musik aus "Superman", gefolgt von drei Stücken aus den Filmen von "Indiana Jones". Der "Raiders March" darf natürlich auf keinem Konzert von Williams fehlen. Darauf folgt mit "Elegy for Cello and Orchestra" ein Stück aus dem Konzertprogramm von Williams. Das Stück wird vom Solo-Cellisten Bruno Delepelaire bravourös dargeboten. Obwohl diese Komposition vermutlich nur den größten Williams-Fans bekannt ist, wird die Darbietung mit starkem Applaus honoriert. Den offiziellen Schluss bilden drei Stücke aus dem "Star Wars" Universum. "The Adventures of Han" ist aus dem Spin-off Film "Solo - A Star Wars Story", zu welchem Williams das Hauptthema beigesteuert hat. Das Stück weiß auch in einem Konzert zu überzeugen, da es viele virtuose Passagen enthält, aber dennoch melodisch ist. Nach "Yoda's Theme" folgt der "Throne Room and End Title" aus dem vierten Star Wars Film. Ein gelungenes Ende des offiziellen Teils. Das Publikum gibt standing ovations und fordert eine Zugabe. Williams geht kurz von der Bühne (auf Blueray überraschend kurz zu sehen) und kommt für ein paar Zugaben zurück. Mit "Leia's Theme" ist ein Stück enthalten, welches nur auf dem ersten der drei Konzerte gespielt wurde. Ein tolles Stück, meisterhaft dargeboten. Das "Flying Theme" aus "E. T." gehört ähnlich wie der "Imperial March" ebenfalls zu einem Williams-Konzert dazu. Die beiden Stücke bilden den Abschluss eines gelungenen Konzerts. Die Stimmung des Publikums ist grandios. Noch 15 Minuten nachdem Williams den Saal verlassen hat, erklingen Applaus und Jubelrufe. Leider ist dies auf der Blueray nicht enthalten.
Insgesamt war es ein unvergessliches Erlebnis, Williams hier in Deutschland erleben zu dürfen. Es freut einen zu sehen, mit welcher Energie und Leidenschaft der 89-jährige Williams seine Stücke präsentiert. Die Berliner Philharmoniker haben eine super Performance abgeliefert und zeigen, dass sie nicht zu Unrecht als das vielleicht beste Orchester der Welt gelten. Insbesondere rhythmisch hat das Orchester überwiegend auf den Punkt gespielt. Eine Fähigkeit, die leider bei vielen anderen großen Orchestern etwas fehlt. Insgesamt eine tolle Veröffentlichung, die auch für Mainstream-Hörer eine bunte Mischung bietet und einen guten Einstieg in die Welt der Orchestermusik liefert. Möge die Macht noch viele Jahre mit Johnny sein!