5 von 5
Anonym
22. Mai 2016
Gesamteindruck:
5,0 von 5
Künstlerische Qualität:
5,0 von 5
Repertoirewert:
5,0 von 5
Amour fou,Fummel... und was dann?
Wir sind wo wir sind,sagte mein Bekannter,als sich der Vorhang öffnete und ein Stuntman im Fummel die Showtreppe hinuntersegelte.
Und damit waren wir mittendrin in Offenbachs magischem Theater,was so,nur ein Magier und Mystiker,der einen Blick fürs Detail hatte,in Szene setzen konnte. Ich stimmte zu. Denn Stefan Herheim gelang es aus dem Offenbach`schem Fragment,eine geschlossene und fantasiesprühende Oper zu machen - teils lustvoll orgiastisch,übermütig - teils mit Tiefgang. Uns wurde die ganze Chronologie dieser Handlung plausibler,als uns klar war,dass es bei Herheim nicht nur um Männer in Dessous und Frauen im Smoking geht:es geht hier natürlich um sehr viel mehr. Plötzlich sahen wir die Bilder der Szenerie als eine erotisierte Verfallsgeschichte. Herheim verblüffte uns,indem er sein Konzept so präsentierte,dass das Schöne nur zusammen mit dem Hässlichen,das Gute nur mit dem Bösen existieren konnte. Bei ihm erträgt der Mensch seine Doppelgeschlechtlichkeit-ohne an ihr zu verzweifeln. "Man wird groß durch die Liebe,größer noch durch Tränen"-heißt es am Schluss der Oper,und wenn Herheim seinen Hoffmann Selbstmord begehen lässt,enden auch seine feingeschliffenen Rituale. Er entlässt uns mitten in eine Bühnenwelt,die skurril und tragisch ist
Ebenfalls weit entfernt von jeder Routine,sind Sänger,Chor und Wiener Symphoniker unter der Leitung von Johannes Debus.