2 von 5
SturmundDrang
17. Dezember 2013
Gesamteindruck:
2,0 von 5
Künstlerische Qualität:
2,0 von 5
Repertoirewert:
3,0 von 5
Es hätte die Referenzeinspielung auf Jahr werden können...
Es hätte auf viele Jahre die Referenzaufnahme für die Händel’schen Orgelkonzerte auf dem Klavier werden können, wenn – ja wenn Frau Schirmer nicht nur 6 Konzerte (5 aus dem op. 4 sowie 296a) unter Berücksichtigung der Aufführungspraxis des 18. Jahrhunderts mit dem Händelfestspielorchester bzw. einzelnen Ensemblemitgliedern aufgenommen hätte. Immense Spielfreude aller Beteiligten besonders hörbar in den kammermusikalisch besetzten Konzerten mit 3 Holzbläsern bzw. Violine und 3 Holzbläsern, einem wunderbar ausgewogenen Hammerflügel in allen Lagen „sprechend“ mit höchst gelungenen Verzierungen gespielt und einer superben Aufnahmetechnik, die nicht nur eine hohe Präsenz der Instrumente generiert, sondern auch die heikle Balance zwischen Orchester und Hammerflügel meistert. Man könnte auch anders besetzen und andere Verzierungen wählen, aber besser geht es wohl nicht. Da fällt es einem erst nach dem Hören der Aufnahme auf, dass 1 Konzert ganz ohne Orchester gespielt wird, was durchaus seine Ausführungsberechtigung hat, da Händel die Konzerte für Interludien zwischen den Oratorien nutzte und die Noten im 18. Jahrhundert 13mal für den häuslichen Sologebrauch aufgelegt wurden.
Unverständlicherweise hat die Pianistin dann für die Ausführung einiger Konzerte das bestens disponierte Orchester der Händelfestspiele Halle dispensiert und den Orchesterpart einem eigens für die Aufnahme gegründeten Orchester übertragen, das alle aufführungspraktischen Erkenntnisse der letzten 50 Jahre ignoriert und schwerfällig die Händel’sche Notation zerdehnt als wären die Symphonieorchester des letzten Jahrhunderts der Goldstandard. Leider ist auch die Pianistin wie ausgewechselt und klimpert im Diskant mit gedrücktem Pedal wie ein Pianist aus dem Bereich der Kuschelklassik. Garniert wird die 2. CD noch mit einem Auftragswerk eines französischen Zeitgenossen, der einer Händel’schen Komposition Ehre erweisen will, aber über austauschbare zeitgenössische Klischees nicht hinauskommt und dessen Klänge man schon vergessen hat, bevor das Stück zu Ende ist. Die Verjazzungen der übrigen Konzerte auf der 3. CD sind ebensowenig kongenial und werden genauso wenig überdauern wie die Jazz-Bearbeitungen barocker Musik aus den vergangenen Jahrzehnten.
Für Kenner und Liebhaber gibt es also 1 CD zu Preis von 3. Diese CD sollte man aber trotzdem haben!