5 von 5
Kind of Blue
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Alter:
55 bis 65
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Geschlecht:
Männlich:
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Kunde seit:
Mehr als 10 Jahre
02. Januar 2024
Gesamteindruck:
5,0 von 5
Künstlerische Qualität:
5,0 von 5
Repertoirewert:
5,0 von 5
Umwerfend gut wäre noch deutlich zu wenig…
Es ist ganz schön schwierig, sich bei der Menge der Goldberg-Variationen für eine zu entscheiden, zu unterschiedlich sind oftmals die einzelnen Interpretationen. Meine erste Ausgabe war vor vielen Jahren die zweite Aufnahme von Glenn Gould von 1981. Bar jeder Ahnung und nur mit dem Wissen des großen Werts der Gouldschen Interpretierungen habe ich damals zugegriffen und so dieses wunderbare Stück kennen- und lieben gelernt. Später kam noch Angela Hewitt dazu, deren unglaubliche Mischung aus absolutem Können und einem von ganzem Herzen kommenden Bach mich sehr begeistert hat, eigentlich deutlich mehr als Gould. Diese, wie es mir scheint, neuzeitliche Methode, die Goldberg-Variationen immer schneller, zwar in technischer Perfektion, aber absolut seelenlos runterzureißen, empfinde ich als absolut grauenvoll, weil die Seele des Stücks, der innere Zusammenhang vollständig verloren geht. Ja, und dann kam der Tag, an dem ich Igor Levit mit seiner Interpretation hörte. Und mit einem Mal war alles Denken eingestellt. Keine Gedanken über das Timing, über den Anschlag, alles weg. Ruhe im Schädel. Nur noch ein Fühlen und Genießen. Ja, genau so muß es sein, genau so muß sich das anfühlen. Ich bin verzückt und allerschwerst begeistert. Natürlich ist das eine sehr persönliche Sichtweise und kann in keinem Fall verallgemeinert werden. Wer mit diesen hektischen Einspielungen sozialisiert worden ist, dem wird Levit möglicherweise lahm oder gar einschläfernd vorkommen. Er ist es nicht, er trifft den Kern der Musik auf den Punkt. Findet mein Inneres, ohne Beiteiligung der manchmal lästigen Ratio. Ich könnte mir vorstellen, daß es Bach gefallen hätte.