4 von 5
gemi:re
Top 25 Rezensent
04. Oktober 2020
Gesamteindruck:
4,0 von 5
Künstlerische Qualität:
4,0 von 5
Repertoirewert:
4,0 von 5
Levit encounters Levit
Bei Sony und Levit hat man zur aktuellen Covid-Krise ein besinnlich-tröstendes Album mit recht fett aufgemachtem, internationalem Titel "Encounter" konzipiert und suggeriert Bedeutungsfülle, denn 'Begegnung' klingt weniger multikulturell, auch im Berliner Prenzelberg schlichtweg provienziell. So begegnen wir einfach akustisch dem Pianisten Levit, der das sehr besinnliche Album erarbeitet hat, um uns zu innerer Einkehr und Besinnung zu führen und zur Begegnung mit uns selbst über die erwählte Musik, quasi molto moderato.
Mal abschalten von profanen Alltagspressuren, in sowas wie 'methaphysische Geheimnisse' reinhören und geniessend genesen.
Und hört man abseits des allzu bedeutungshaften Gedöns einfach nur zu, stellt sich insoweit Ernüchterung ein, weil man das meiste von Bach-Busoni vergleichsweise schon weniger prätentiös, schlichter und eindrücklicher, auch klanglich suggestiver gehört hat, ohne all die affirmierten Encounters musischer Art.
Im Kontext zum gewichtigen Busoni-Bach und Regers allzu gewichtigen Brahms Gesängen, ist Morton Feldmans 'Palais de Mari' (for Francesco Clemente) schliesslich eine kaum bekannte, hier auf fast 30 Min. gedehnte, musikalisch und auch klanglich eher eintönig-langstielige pianistische Meditation zur schlichten Genügsamkeit.
Igor Levit begegnet sich selbst mit seinen musikalischen Ideen und Vorlieben. Man kann dies als Hörer passiv teilen, muss aber nicht, wie womöglich intendiert, dabei ehrfürchtig sinnieren.